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Asbest ist nach wie vor allgegenwärtig

Obschon seit 1990 verboten, findet sich auch heute noch in vielen älteren Häusern Asbest.

Wohnen
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23.07.21 - 17:06 Uhr
Spätestens beim Rückbau eines Gebäudes stellt sich die Frage, wie Asbest richtig zu entsorgen ist. Hauseigentümer kümmern sich darum schon vorher um allfällige Belastungen.
Spätestens beim Rückbau eines Gebäudes stellt sich die Frage, wie Asbest richtig zu entsorgen ist. Hauseigentümer kümmern sich darum schon vorher um allfällige Belastungen.
123rf

von Reto Nick, Geschäftsführer des Hauseigentümerverbands Graubünden

Bei Umbauten und Sanierungen stösst man immer wieder auf Asbest. Dank einzigartigen Eigenschaften wurde Asbest in Industrie und Technik vielfältig eingesetzt. Es werden zwei Anwendungsformen unterschieden.

Festgebundener Asbest

Asbestfasern weisen eine hohe Elastizität und Zugfestigkeit auf und lassen sich gut in verschiedene Bindemittel einarbeiten. Die fest in Verbundwerkstoffen eingeschlossenen Fasern erlauben es, dünne und trotzdem stabile Produkte herzustellen. Beispielsweise Fassaden, Wellplatten, Druck- und Kanalrohre, Formwaren wie Blumenkisten und Elektroverteilungen (Verbund mit Zement). Weiter Dichtungen im Verbund mit Gummi oder Brems- und Kupplungsbeläge im Verbund mit Harzen.

Schwach gebundener Asbest

Asbestfasern besitzen gute elektrische Isolierfähigkeit, sind hitzebeständig bis 1000 Grad Celsius und resistent gegenüber vielen aggressiven Chemikalien. Zur Nutzung dieser Eigenschaften wurde Asbest unter anderem in losem Verbund mit anderen Materialien angewendet. So zum Beispiel mit Isolationsmaterial zur Wärmedämmung und für den Brandschutz. Weiter mit Spritzasbestbeschichtungen, Asbest-Leichtbauplatten, mit Rückenbeschichtung von Bodenbelägen, Rohrisolationen, Elektrogeräten und Elektroverteilungen. Zusätzliche Anwendungen fand das Material in Schnüren, Textilien oder Füllstoffen.

Kleinste Fasern

Asbestfasern weisen eine kristalline Struktur auf. Unter mechanischer Bearbeitung spalten sich die Fasern der Länge nach in immer feinere Fäserchen. Diese feinen Partikel können sich weiträumig verteilen. Werden sie eingeatmet, können sie vom Organismus kaum mehr abgebaut oder ausgeschieden werden. Bei grösseren Konzentrationen ist es möglich, dass Asbestfasern in der Lunge Krankheiten wie Asbeststaublunge, Lungenkrebs oder Brustfellkrebs verursachen. In der Regel verstreichen 15 bis rund 45 Jahre zwischen der Asbestbelastung und einer Erkrankung. Für Arbeitsplätze gelten von der Suva publizierte Grenzwerte. Entsprechend dem Minimierungsgebot soll die Faserkonzentration für Gebäudenutzer nicht über 1000 lungengängige Asbestfasern (LAF) pro Kubikmeter Luft liegen. Für Wohnräume gibt es keine verbindlichen Grenzwerte. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, Belastungen über 1000 LAF/m3 nicht zu tolerieren.

Gebundener Asbest ist ungefährlich

Das Vorhandensein asbesthaltiger Materialien in Gebäuden stellt grundsätzlich keine Gesundheitsgefährdung für den Aufenthalt von Menschen dar. Intakte oder verkleidete Asbestprodukte setzen ohne mechanische Einwirkung keine Fasern frei. Diese Materialien können in der Regel erst dann eine unmittelbare Gefährdung darstellen, wenn sie in irgendeiner Form mechanisch bearbeitet oder beansprucht werden. Dies ist zum Beispiel bei Sanierungsarbeiten der Fall. Aus diesem Grund gelten für Arbeiten an Materialien bei denen Asbestfasern in relevanten Mengen freigesetzt werden können, strenge Richtlinien zum Schutz der Handwerker.

Grobanalyse selbst gemacht

Zusammen mit dem Verband Schweizer Elektroinstallationsfirmen (VSEI), dem BAG und der Suva hat der HEV Schweiz einen Flyer erarbeitet, welcher es dem Eigentümer ermöglicht, eine erste Einschätzung vornehmen zu können, ob in ihrer Liegenschaft asbesthaltige Produkte vorhanden sind. 
Mithilfe einer einfachen Checkliste sollen anhand von Bildern mögliche Asbestanwendungen erkannt werden. An-schliessend werden diese Materialien aufgrund ihres Zustandes und dem Ort der Verwendung auf ihre Gefährlichkeit hin eingestuft. Dies erlaubt es zu erkennen, ob darunter auch bestimmte Anwendungen sind, welche während der normalen Nutzung ein Risiko darstellen können. Sind solche vorhanden, sollte ein Spezialist beigezogen werden. Die Suva führt ein Verzeichnis mit anerkannten Asbestsanierungsfirmen.

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