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Das Ende des Libors naht – wie weiter bei der Wahl der passenden Hypothek?

Den Libor-Zinssatz wird es in der heutigen Form voraussichtlich nur noch bis Ende 2021 geben. Der Wegfall des Libors bedeutet, dass in der Schweiz ein alternativer Referenzzinssatz für Geldmarkt-Hypotheken herangezogen werden muss. Für Hypothekarnehmerinnen und Hypothekarnehmer stehen damit wichtige Änderungen bevor. 

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12.11.20 - 10:41 Uhr
Hypothekarnehmerinnen und -nehmer müssen sich in Zukunft an einem neuen Referenzzinssatz orientieren.
Hypothekarnehmerinnen und -nehmer müssen sich in Zukunft an einem neuen Referenzzinssatz orientieren.
zVg GKB

von Martin Gartmann, Leiter Private Kunden bei der Graubündner Kantonalbank in Chur

Der Libor (London Interbank Offered Rate) wurde Mitte der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt. Zu diesem Satz liehen sich die Banken in London ungesichert Geld. Als vor gut zehn Jahren die weltweite Finanzkrise ausbrach, litt das Vertrauen unter den Banken stark; es fanden kaum noch Transaktionen statt. 

Als Folge setzte man den in fünf Währungen (US-Dollar, Britisches Pfund, Euro, Japanischer Yen und Schweizer Franken) zur Verfügung stehenden Libor-Zinssatz immer öfter aufgrund von reinen Umfragen unter den Geschäftsbanken fest. Das machte ihn anfällig für Manipulationen. Dies bewog die britische Finanzaufsicht, den Libor-Zinssatz nur noch bis Ende 2021 zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund ist nun jedes betroffene Land – auch die Schweiz – gefordert, für die eigene Währung einen alternativen Referenzzinssatz zu finden. 

Ablösung Libor durch Saron

Um einen Libor-Nachfolge-Zinssatz zu definieren, wurde eine nationale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Dieser gehören Mitglieder der Geschäftsbanken, der Schweizerischen Nationalbank sowie weitere Finanzmarktteilnehmer an. Die Arbeitsgruppe schlug den Saron (Swiss Average Rate Overnight) als Nachfolger für den Libor vor. Der Saron ist ein durch die Schweizer Börsenbetreiberin SIX berechneter und publizierter Referenzzinssatz. Dieser wird täglich ermittelt und basiert – anders als der Libor – auf tatsächlichen, mit Wertschriften besicherten Transaktionen zwischen den Geschäftsbanken. Dies macht den Saron zu einem robusten und repräsentativen Referenzzinssatz.

Berechnung des Saron

Den Schweizer Geschäftsbanken stehen verschiedene Varianten zur Verfügung, wie sie den Saron als Referenzzinssatz für Geldmarkthypotheken oder andere Kreditformen einsetzen möchten. Einige Banken haben bereits Saron-Produkte eingeführt, andere werden dies in Kürze tun. Die Zinsberechnung erfolgt anhand der Saron-Tageszinssätze für eine durch die Bank individuell festzulegende Zinsperiode, vielfach für drei oder sechs Monate. Je nachdem, welches Zins-Modell zur Anwendung kommt, ist es möglich, dass im Vergleich zur heute bekannten Libor-Hypothek der Zinssatz nicht mehr zu Beginn der Zinsperiode bekannt ist, sondern erst am Ende. 

Einsatz einer Saron-Hypothek

Bevor der Einsatz der verschiedenen Hypothekarprodukte diskutiert wird, sollte eine auf die Bedürfnisse, Ziele und Wünsche des Hypothekarnehmers abgestimmte Finanzierungsstrategie definiert werden. Bei der Festlegung der Strategie stehen Fragen zur Risikofähigkeit und Risikoneigung im Zentrum. Erst wenn die Strategie bekannt ist, kann die Finanzierung mittels den zur Verfügung stehenden Produkten strukturiert werden. 
Dabei ist es wichtig, das aktuelle und das künftige Zinsumfeld in die Produktwahl miteinfliessen zu lassen. Aufgrund der momentanen Zinssituation macht es Sinn, entweder auf Festzinshypotheken mit langen Laufzeiten, auf eine Libor- oder neu auf eine Saron-Hypothek mit einer kurzen Zinsbindung oder auf eine Kombination der beiden Produktvarianten zu setzen. 
Um bei der Strategie- und Produktwahl keine Fehler zu machen, ist es von Vorteil, wenn man sich durch einen Fachexperten professionell beraten lässt. 
 

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