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Auch Neubauten haben Energiesparpotenzial

Der effektive Wärmeverbrauch von Neubauten liegt im Schnitt 10 bis 20 Prozent höher als geplant. Grund dafür ist falsches Lüften, unsachgemässer Einsatz von Sonnenschutz im Winter und zu hohe Raumtemperaturen. Mit guter Planung und einfachen Massnahmen liesse sich schweizweit fast die Jahresproduktion des Kernkraftwerks Gösgen einsparen.

Wohnen
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19.08.20 - 09:13 Uhr
Mit optimaler Planung und einfachen Massnahmen liesse sich ein Grossteil des Wärmeverbrauchs auch in neuen Gebäuden reduzieren
Mit optimaler Planung und einfachen Massnahmen liesse sich ein Grossteil des Wärmeverbrauchs auch in neuen Gebäuden reduzieren
Muntzir Medhi / Pixabay

von Bernhard Bircher-Suits, Geschäftsleiter der FundCom AG

Geht es nach dem Bundesrat, soll die Schweiz ab 2050 unter dem Strich keine klimaschädlichen Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Doch wo ansetzen, um dieses Ziel zu erreichen?

Gebäude sind gemäss dem Bundesamt für Energie für fast einen Drittel des Schweizer CO2-Ausstosses verantwortlich. Neben dem Konsum und der Mobilität gilt es ebenso beim Bauen, Dämmen, Heizen und in der Stromproduktion, noch grössere Anstrengungen zu unternehmen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Gemäss Energie Schweiz steht in rund 60 Prozent aller Wohngebäude noch eine Öl- oder Gasheizung.

Auch in Neubauten verpufft Energie

Eine Studie des wirtschaftlich und fachlich unabhängigen Beratungsunternehmens EBP zeigt nun: Auch in energetisch vorbildlichen Neubauten verpufft viel Wärmeenergie. Die EBP-Experten haben dabei sieben Studien zum Thema Wärmeverbrauch von Neubauten unter die Lupe genommen. Die Erkenntnis der Studie «Energie Performance Gap in Neubauten »: Der effektiv gemessene Wärmeverbrauch liegt bei neu erstellten Wohngebäuden im Schnitt rund 10 bis 20 Prozent höher als ursprünglich von Baufachleuten berechnet. Schon vor Baubeginn können Experten den Wärmebedarf eines Neubaus oder Sanierungsobjekts ermitteln. Die Fachleute prüfen dabei, ob die vom kantonalen Energiegesetz vorgesehenen Anforderungen erfüllt werden oder sogar ein Minergie-Standard erreicht werden kann. Sie stützen sich auf die SIA-Norm 380/1. Könnte man den Wärmebedarf dieser Gebäude nur um zehn Prozent senken, würde dies gemäss Minergie Schweiz rund 90 Prozent der Jahres Stromproduktion des Kernkraftwerks Gösgen entsprechen. Gemäss Studie wirken sich exzessives Lüften, das permanente Kippen von Fenstern sowie der falsche Einsatz des Sonnenschutzes im Winter und hohe Raumtemperaturen negativ auf den Gesamt-Wärmebedarf des Schweizer Gebäudeparks aus. EBP-Studienautorin Sabine Perch-Nielsen sagt: «Die SIA Berechnungsnormen gehen von 20 Grad Raumtemperatur aus. Studien zeigen aber, dass die gewünschten und effektiven Temperaturen eher bei 22 bis 23 Grad liegen.»

Tiefer Wärmeverbrauch ist möglich

Je nach Gebäudetyp und Studie weicht der effektive Wärmeverbrauch bis zu plus/minus 45 Prozent von den Zielvorgaben der SIA-Normen ab – auch bei Minergie-Bauten. Untersuchungen zeigen aber, dass Minergie-Baustandards mit einer guten Planung und der richtigen Bauweise in der Realität durchaus erreicht werden können. Bei neuen Minergie-A und Minergie-P Gebäude liegt der gemessene Wärmeverbrauch gemäss der Studie von Gap-x-Plore im Schnitt 12 und 16 Prozent tiefer als der berechnete Normverbrauch. Danielle Lalive, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Minergie Schweiz, sagt: «Hocheffiziente Gebäude, die über das Jahr gesehen mehr erneuerbare Energie produzieren, als sie brauchen, sind in der Schweiz schon tausendfach erprobt.» Gemäss Thomas Ammann vom Schweizer Hauseigentümerverband ist es bei Gebäuden wie beim sparsamen Auto: «Wer immer im 2. Gang fährt und die Klimaanlage voll laufen lässt, muss sich nicht über einen Mehrverbrauch wundern.»

Bernhard Bircher-Suits ist
Geschäftsleiter der FundCom AG
www.fundcom.ch

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