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Unihockey-Verbandspräsident Daniel Bareiss zieht Bilanz

Nach neun Jahren fand der Unihockey-Superfinal zum ersten Mal in der Romandie statt. Daniel Bareiss, seit 2012 Präsident von Swiss Unihockey, zieht Bilanz und spricht über die aktuellen Baustellen.

Agentur
sda
22.04.24 - 11:52 Uhr
Unihockey
Der Unihockey-Superfinal kommt auch in der Romandie gut an
Der Unihockey-Superfinal kommt auch in der Romandie gut an
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Daniel Bareiss, der erste Superfinal in der Romandie war mit 9023 Zuschauern in der Freiburger BCF-Arena ausverkauft. Ein erfreuliches und nicht unbedingt zu erwartendes Ergebnis angesichts des Nischendaseins des Unihockey-Sports in der Westschweiz.

«Damit konnten wir tatsächlich nicht rechnen. Wir haben es gehofft, aber erwarten durften wir es nicht. Ich sehe es auch als Belohnung für das Risiko, das wir mit diesem Entscheid eingegangen sind. Dass 9000 Zuschauer gekommen sind, ist unglaublich cool und bereitet mir grosse Freude.»

Das Fazit fällt demnach restlos positiv aus?

«Ja, wir können hochzufrieden sein. Wir hatten eine super Stimmung, sahen zwei spannende Spiele mit vielen Emotionen. Es waren auch viele Zuschauer aus der Romandie da, und im Vorfeld hatten wir eine gute Presse in der französischsprachigen Schweiz. Das ist genau, was wir gebraucht haben, um endlich Fuss zu fassen in der Romandie.»

Es war der neunte Superfinal anstelle einer Playoff-Finalserie. Kritische Stimmen wie zu Beginn sind kaum mehr zu vernehmen. Was ziehen Sie für eine Bilanz?

«Der Superfinal 2015, der erste, war ein Meilenstein. Dieser gab uns, auch dank der Fernseh-Übertragung, zum ersten Mal eine Präsenz über die Unihockey-Familie hinaus. Danach schafften wir es mit dem Ausbau der TV-Übertragungen, den Sport bezüglich seiner Aussenwirkung noch einmal auf ein neues Level zu bringen. Der Final jetzt in Freiburg war keine Neuerfindung, aber so etwas wie die Version 2.0: ein Final in einem etwas grösseren, moderneren Stadion. Auch das ist gelungen. Ich habe das Gefühl, dass der Superfinal zu einem festen Bestand in der Schweizer Sportlandschaft geworden ist. Im Moment zeichnet sich nicht ab, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren davon abrücken.»

Lässt sich dieser Schub quantifizieren?

«Wir sind wahrscheinlich einer von wenigen Verbänden, die kontinuierlich steigende Lizenzierungszahlen verzeichnen, auch während Corona. Offensichtlich ist, dass der Bekanntheitsgrad signifikant gewachsen ist. Dank der Professionalisierung und der grösseren Bekanntheit fällt es uns zusehends leichter, Sponsoren zu finden und wird unser Sport bedeutend mehr wahrgenommen. Natürlich haben wir auch noch zahlreiche Baustellen, das wissen wir. Wir müssen die Strukturen auf jeden Fall weiter professionalisieren, vor allem bei den Vereinen. Das ist ein wichtiger Aspekt, und da sind wir dran.»

Was sind die grössten Baustellen zurzeit?

«Bedarf zur Verbesserung haben wir sicher bei unserem Hub, der Community Plattform, wo auch die Spiele gestreamt werden. Wir haben aktuell etwa 55'000 User, aber noch ein grosses Potenzial. Ebenfalls grosses Potenzial haben wir beim Spielbetrieb. Wir wollen die Spielgefässe vereinfachen und offener gestalten und so den Zugang erleichtern. Damit zum Beispiel ein Junior, der keine Lizenz hat und spielen will, dies mit einer Tageslizenz tun kann. Eine weitere Baustelle ist die Romandie. Und wir sind beim Nachwuchs und der Förderung der Juniorenteams gefordert. Aktuell sind wir auf Rang 4 - nicht mehr 3. Im internationalen Vergleich sind wir demnach nicht mehr so gut, wie wir waren. Die Professionalisierung muss von unten herauf ansetzen.»

Einer der nächsten Schritte sind die Hallenböden. Ab der nächsten Saison gibt es für die Männerteams in der höchsten Liga die Vorschrift, ihre Heimspiele auf speziellen Unihockey-Böden auszutragen. Das vermittelt ein wesentlich professionelleres Bild, bedeutet aber für die Klubs einen massiven finanziellen und personellen Mehraufwand. Wie war die Resonanz der betroffenen Klubs?

«Die Umsetzung erfordert Opfer, klar. Trotzdem bin ich voll überzeugt, dass es der richtige Entscheid ist. Denn darin, dass wir professioneller werden wollen, sind wir uns alle einig. Und wenn du A sagst, musst du auch B sagen. Jeder, der sich auf höchstem Niveau bewegen will und bislang auf Turnhallenböden gespielt hat, muss eigentlich zum Schluss kommen, dass es schon lange etwas anderes hätte geben müssen. Ich bin überzeugt, in zwei, dreiJahren fragt sich jeder rückblickend, warum wir nicht schon früher damit angefangen haben. Und ich glaube, dass das die Vereine langsam selber auch gemerkt haben. Für mich kommt der Entscheid eigentlich viel zu spät,»

Weil?

«Es ist nicht nur positiv für die Aussenwirkung, die Zuschauer in den Hallen und vor dem TV. Auch die Qualität des Spiels ist besser. Auf diesem Boden kannst du schlicht besser spielen. Zudem gibt es keine Wettbewerbsverzerrung mehr durch die unterschiedlichen Böden. Wie ich finde, haben wir mit den Vereinen auch eine gute Lösung gefunden, wie sich der Aufwand gemeinsam stemmen lässt. Für die Nachhaltigkeit des Sports ist es auf jeden Fall besser.»

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