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Petkovic soll sich mit Girondins Bordeaux geeinigt haben

Die Schweizer Nationalmannschaft könnte nach dem erfolgreichen Abschneiden an der EM Trainer Vladimir Petkovic verlieren. Der 57-jährige Tessiner steht vor einem Wechsel zu Girondins Bordeaux.

Agentur
sda
26.07.21 - 10:05 Uhr
Fussball
Verabschiedet sich Vladimir Petkovic Richtung Frankreich
Verabschiedet sich Vladimir Petkovic Richtung Frankreich
KEYSTONE/AP/Maxim Shemetov

Laut der französischen Sportzeitung «L'Equipe» steht praktisch fest, dass Petkovic beim Zwölften der abgelaufenen Ligue-1-Saison, bei dem der Schweizer Verteidiger Loris Benito unter Vertrag steht, die Nachfolge von Jean-Louis Gasset antreten wird. Man stehe kurz vor einer Einigung, so «L'Equipe».

Der SFV bestätigte am Montag Gespräche mit Bordeaux. «Am Sonntagnachmittag hat sich der Sportdirektor von Girondins Bordeaux bei unserem Nati-Direktor Pierluigi Tami gemeldet und sein Interesse an unserem Nationalcoach kundgetan. Aktuell laufen Gespräche unter den involvierten Parteien. Fakt ist: Vladimir Petkovic hat einen laufenden Vertrag, der sich im Falle der Qualifikation für die WM automatisch bis Ende 2022 verlängert», heisst es in einer Mitteilung.

Petkovics Berater Vinicio Fioranelli sagte gegenüber dem «Blick», der Nationaltrainer habe beim Verband um die Auflösung seines Vertrages gebeten. Mit Bordeaux soll sich Petkovic auf einen Dreijahresvertrag geeinigt haben.

Für den SFV ist die Situation delikat. Er will seinem erfolgreichen Coach keine Steine in den Weg legen. Doch die Zeit für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger ist sehr knapp. Bereits in fünf Wochen kommt die SFV-Auswahl das nächste Mal zusammen. Und am 5. September steht schon das wegweisende Heimspiel in der WM-Qualifikation gegen Europameister Italien auf dem Programm.

Abgang auf dem Höhepunkt?

Der Wunsch Petkovics nach einer Veränderung überrascht nicht - zumal er womöglich spürt, dass er nach dem Sieg gegen Weltmeister Frankreich und dem Erreichen des EM-Viertelfinals auf dem Höhepunkt der Resultate und der Popularität abtreten kann. Ausserdem hatte Petkovic während der EM Wechselgerüchte (Zenit St. Petersburg, Fenerbahce Istanbul) nie klar dementiert. Er liess zwar durchblicken, dass es gute Gründe gebe, die Arbeit mit der SFV-Auswahl weiterzuführen und den Vertrag zu erfüllen, doch ein deutliches Statement zugunsten eines Verbleibes sprach er nicht aus.

Dass er nun die Schweizer Nationalmannschaft nach sieben Jahren in Richtung Bordeaux verlassen will, erstaunt aber doch. Der Klub aus dem Südwesten Frankreichs hat eine glorreiche Vergangenheit, aber eine schwierige Gegenwart und eine unsichere Zukunft. Die grosse Vergangenheit, das sind vor allem die Achtzigerjahre, als Bordeaux zwischen 1984 und 1987 unter dem späteren Weltmeistertrainer Aimé Jacquet drei seiner bisher insgesamt sechs Meistertitel feierte. Der letzte Titel in der Ligue 1 liegt nun aber schon zwölf Jahre zurück, 2013 gewann man zudem ein letztes Mal den Cup.

Im letzten Jahrzehnt holte Bordeaux nicht nur keine Titel mehr, sondern verlor nach und nach auch seinen Status als französischer Spitzenklub. Besser als Fünfter war der Verein seit dem letzten Meistertitel nie mehr, zuletzt schauten bloss noch die Ränge 14, 12 und 12 heraus. In diesem Sommer drohte wegen finanzieller Probleme zudem die Zwangsrelegation. Diese wurde abgewendet, nachdem der neue Besitzer, der spanisch-luxemburgische Unternehmer Gérard Lopez, einen Sanierungsplan vorgelegt hatte.

Bordeaux' Neustart

Lopez, der bis vor zwei Jahren Geldgeber beim aktuellen Meister OSC Lille war, verfolgt in Bordeaux nach eigenen Angaben einen mehrjährigen Plan. Kurzfristig will er die Mannschaft wieder in der vorderen Tabellenhälfte der Ligue 1 etablieren. In drei Jahren soll eine Qualifikation für den Europacup realistisch werden, später will man sich der nationalen Spitze annähern.

Für die sportliche Verantwortung auf diesem Weg hatte Bordeaux vier Hauptkandidaten auf eine Short-List genommen. Die «L'Equipe» machte die Namen letzte Woche publik. Lucien Favre nahm sich nach eigenen Angaben sofort selbst aus dem Rennen. Nun scheint Petkovic den Vorzug gegenüber dem Portugiesen João Sacramento, bei der AS Roma Assistent von José Mourinho, und dem Franzosen David Guion, zuletzt Trainer beim Ligue-1-Konkurrenten Reims, erhalten zu haben.

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Dass Petkovic geht ist sehr gut. Er hat sicher seine Arbeit als Trainer gut gemacht, aber eben, an die Spitze der Nati gehört ein Schweizer-Trainer. Noch lieber ist mir, wenn gleichzeitig diese Nationalmannschaft entbalkanisiert wird, damit wir wieder von einer echten Schweizer Nationalmannschaft reden können. Hinter der jetzigen Mannschaft konnte ich nie stehen. Dazu sollte auch die ganze CH-Fussballverbandspitze zurücktreten.

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