×

Hurts oder Mahomes? Glarner tippen den Super-Bowl-Sieger

In der Nacht auf Montag findet der 57. Super Bowl statt. Das Endspiel im American Football begeistert schon lange nicht mehr nur die Menschen in den USA. Auch Glarner fiebern dem Grossanlass entgegen.

Paul
Hösli
11.02.23 - 04:30 Uhr
Sport

Die Philadelphia Eagles oder die Kansas City Chiefs? Das ist die Frage, welche die Amerikanerinnen und Amerikaner derzeit beschäftigt. Diese beiden Teams bestreiten am Sonntag das diesjährige Endspiel der 32 Teams umfassendenden National Football League (NFL). Aber nicht nur in Amerika fiebern die Menschen auf den sogenannten Super Bowl hin, American Football erfreut sich auch in Europa immer grösserer Beliebtheit. Das letztjährige Endspiel schauten in Deutschland zum Beispiel über zwei Millionen Menschen – und das mitten in der Nacht. In Amerika sind es jeweils über 100 Millionen, welche das Spiel verfolgen.

Der Super Bowl ist der grösste Einzelanlass weltweit und ein Event der Superlative. In den Vereinigten Staaten ist der Super Bowl Sunday ein inoffizieller Feiertag. Die Menschen kommen zusammen, essen Chicken Wings oder Pizza, grillieren, trinken ein (oder zwei) Bier und schauen das Spiel.

Die Partie selber steht für einige aber schon länger nicht mehr im Mittelpunkt. Die 15-minütige Halbzeitshow wird ihrem Namen mehr als gerecht, absolute Topstars treten jeweils in dieser auf und sorgen für Unterhaltung pur. In diesem Jahr wird es Superstar Rihanna sein. Bei früheren Austragungen waren es zum Beispiel Michael Jackson (1993), The Rolling Stones (2006), Madonna (2012), Lady Gaga (2017) oder Eminem (2022), um nur einige zu nennen.

Die TV-Werbung ist Kult

Es gibt noch etwas anderes, was einige Menschen kaum erwarten können. Eher unüblich, da es etwas ist, wofür man heutzutage eigentlich bezahlt, um es nicht schauen zu müssen: die Werbung. Ein 30-sekündiger Werbespot während des diesjährigen Super Bowls kostet über 7 Millionen Franken. Die unterhaltsamen und oft witzigen Kurzfilme werden extra für das Endspiel erstellt und Firmen scheuen dabei keinen Aufwand, sie engagieren Megastars wie etwa Arnold Schwarzenegger oder Scarlett Johanssen.

Der Anpfiff zum 57. Super Bowl erfolgt in der Nacht auf Montag um 0.30 Uhr Schweizer Zeit. Neben den rund 70’000 Menschen im State Farm Stadium in Glendale im US-Bundesstaat Arizona und den geschätzten 150 Millionen weltweit, werden sich auch einige Glarnerinnen und Glarner das Spiel nicht entgehen lassen. Eine Umfrage der «Glarner Nachrichten» hat ergeben, dass sich nicht nur Football-Spieler, sondern auch Menschen aus anderen Sportarten für American Football interessieren.

Wir haben bei Mitgliedern des Glarner American-Football-Teams Glarus Orks, Politikern und Sportlern nachgefragt, wie, wo und ob sie das Spiel überhaupt verfolgen und haben sie zudem um einen Blick in die Kristallkugel gebeten. Wird am Ende, um etwa 4 Uhr Schweizer Zeit, Patrick Mahomes, Quarterback der Kansas City Chiefs, oder sein Antipode Jalen Hurts von den Philadelphia Eagles den begehrten Pokal in die Luft stemmen dürfen?

Wer gewinnt den 57. Super Bowl?

Auswahlmöglichkeiten

Franco Landolt (SRF-Journalist und Präsident der Glarus Orks)

Bild Sergio Brunetti

Cheeseburger für Coach Andy Reid von den Chiefs oder erneute Randale in Philly? Da sind die Cheeseburger doch sympathischer! Da es «meine» New Orleans Saints nicht in die Play-offs geschafft haben und Brady (zum Glück) auch Feierabend hat, kann ich den Super Bowl vollends aus neutraler Sicht zusammen mit meinen Kollegen von den Orks geniessen.

Ich glaube nicht, dass es eine grosse Defensivschlacht geben wird, die beiden Offensiven sind mit richtig guten Spielern besetzt. Den Philadelphia Eagles wird ein einfacheres Saisonlos nachgesagt, sie hatten auch in den Play-offs das Quäntchen Glück. Mein Tipp: Die Chiefs gewinnen und ihr Quarterback Patrick Mahomes wird die «Goat»*-Debatte wieder einmal ankurbeln. Cheeseburger für Reid!

*«Goat» ist die Abkürzung für Greatest of all time. Übersetzt: Der grösste aller Zeiten.

Siegertipp: Kansas City Chiefs

Andy Iten (Vizepräsident FC Linth 04)

Bild Sasi Subramaniam

Ich schaue das Spiel zu Hause mit ein paar Kollegen, mit welchen ich auch Fantasy-Football spiele. Leider ist keiner von einem teilnehmenden Team Fan, die sind alle ausgeschieden. Somit gibt es leider auch weniger Emotionen als auch schon.

Ich tippe auf einen Sieg der Eagles. Für mich ist ihre Defensive besser als die der Chiefs, was den Unterschied ausmachen wird. Sie sind auch im Angriff weniger berechenbar. Kansas City wird wohl fast nur auf ihr Passspiel setzen. Mit Hardman fällt jedoch ein wichtiger Receiver aus, während die Eagles mit Hurts ein gutes Laufspiel haben plus noch mit Smith und Brown zwei starke Receiver und mit Goedert einen guten Tight End. Persönlich würde ich als Fan der Green Bay Packers aus Wisconsin aber lieber den Sieger aus der AFC (American Football Conference, eine der beiden Regionen der NFL, die Redaktion) haben. Also die Chiefs.

Siegertipp: Philadelphia Eagles

Roger Rychen (Schwinger, dreifacher Eidgenosse)

Bild Sasi Subramaniam

Da ich am Sonntag in Niederurnen beim Hallenschwinget im Einsatz stehe und dazu auch das Aufräumen nach dem Fest gehört, werde ich den Super Bowl nicht live in der Nacht schauen.

Ich denke die Chiefs mit Quarterback Patrick Mahomes werden gewinnen. Er konnte sich in den Play-offs nochmals steigern und wird darum im wichtigsten Spiel der Saison liefern. Auch wenn er nicht ganz fit ist, wird er den Unterschied machen.

Siegertipp: Kansas City Chiefs

Mauro Bühler (Headcoach der Glarus Orks)

Bild Paul Hösli

Ich schaue das Endspiel an der Super-Bowl-Party der Glarus Orks im «Niederurner Pub». Zum Spiel: Als Eagles-Fan muss ich fast Philadelphia wählen. Aber auch als nicht Eagles-Fan würde ich mich für sie entscheiden. Im Football sagt man, Defense wins Championships (die Defensive gewinnt die Meisterschaft). Mit einer soliden Defensivleistung hat man sicherlich den wichtigsten Baustein, um den Super Bowl zu gewinnen. 

Die Defenisve der Eagles ist Sackingleader, das heisst, sie haben den gegnerischen Quarterback am meisten zu Boden gebracht. Die Philadelphia Eagles haben, hinter den San Francisco 49ers, die wenigsten Yards per Game zugelassen und sie sind zudem bei den zugelassenen Punkten pro Spiel unter den Top Ten. Auch bei den erlaufenen Yards sind die Eagles bedeutend weiter vorne als die Chiefs. Ein solides Laufspiel ist die Basis für einen erfolgreichen Angriff. 

Das alles sind natürlich nur Statistiken. Es wird in jedem Fall ein knappes Spiel, denn auch die Chiefs haben mit ihrem Quarterback Patrick Mahomes und ihrem Star-Tight-End Travic Kelce und weiteren Spielern super Waffen im Angriff. Die Eagles müssen sicher ihr bestes Spiel der Saison zeigen, dann gewinnen sie das Spiel und somit auch den Super Bowl.

Siegertipp: Philadelphia Eagles

Markus Heer (Regierungsrat und Fussball-Schiedsrichter)

Bild Sasi Subramaniam

Es wäre sicher interessant, das Spiel zu schauen. Allerdings habe ich am Montag einen vollgepackten Terminplan, weshalb ich darauf verzichten werde. Ich wünsche aber der Glarner Fangemeinde eine tolle Sportnacht.

Eine meiner liebsten Websites ist fivethirtyeight.com. Diese beschäftigt sich zwar primär mit der Auswertung von Wahlumfragen, erstellt aber auch datenbasierte Prognosen für Sportereignisse. Fivethirtyeight sieht die Eagles mit 57 Prozent als Favoriten. Es ist etwas spannender, auf den Underdog zu setzen, daher tippe ich auf die Chiefs. Sie haben zudem wohl den besten Quarterback der Liga, weshalb der Tipp nicht allzu wagemutig ist.

Siegertipp: Kansas City Chiefs

Fabio Salzmann (Spieler und ehemaliger Headcoach der Glarus Orks)

Bild Sergio Brunetti

Den Super Bowl werde ich privat mit Freunden schauen, wie nun schon seit zehn Jahren. Natürlich auch mit Chicken Wings und allem, was dazugehört.

Ich denke, die Chiefs gewinnen das Spiel. Sie haben zwei gute Teams in den Play-offs ausgeschaltet, wenn auch die Cincinnati Bengals nur mit Glück. Die Eagles auf der anderen Seite hatten es die ganze Saison schon eher einfach vom Spielplan her, bis sie im Finale der NFC (National Football Conference, die andere Region der NFL, die Redaktion) auf die San Francisco 49ers getroffen sind, die dann auch noch Verletzungspech hatten. Der  Quarterback von Kansas City, Patrick Mahomes, braucht mindestens ein 350-Yards-Spiel, um den Sieg einzufahren, da auch die Offensive der Eagles produktiv sein wird. Ich erhoffe mir ein Spiel, mit vielen Punkten.

Siegertipp: Kansas City Chiefs

Das ABC des American Football

(Two Point) Conversion: Die Möglichkeit, nach einem Touchdown zwei weitere Punkte zu erzielen. Dabei muss erneut die Endzone erreicht werden – und zwar aus zwei Yards (ein Yard entspricht 1,1 Meter) Entfernung. Für einen getretenen Extrapoint gibt es nur einen Punkt.
Down: Das Team in Ballbesitz hat vier Versuche (Downs), um zehn Yards nach vorne zu kommen. Wenn das gelingt, gibt es vier neue Versuche
Endzone: Die Teams versuchen, den Ball in die Endzone des Gegners zu tragen oder ihn dort zu fangen. Für einen solchen Touchdown gibt es sechs Punkte.
Extrapoint: Nach einem Touchdown kann die angreifende Mannschaft mit einem Kick durch die Torstangen einen weiteren Punkt machen. Eine Conversion bringt sogar zwei Punkte.
Flag: Erkennen die Schiedsrichter eine Regelverletzung, werfen sie eine Flagge aufs Feld.
Fumble: Wenn der Ballträger das Ei fallen lässt – weil es aus der Hand rutscht oder geschlagen wird. Danach bekommt in der Regel der Gegner den Ball.
Field Goal: Kick durch die Torstangen. Dafür gibt es drei Punkte.
Interception: Der Gegner fängt den Ball ab und erhält seinerseits das Angriffsrecht.
Line of Scrimmage: Imaginäre Linie, auf der der Ball nach einer Unterbrechung liegt und wo aus das Spiel fortgesetzt wird.
Punt: Kick aus der Hand, meistens im vierten Down, weil neue vier Versuche unwahrscheinlich sind. Danach wechselt in der Regel das Angriffsrecht.
Quarterback: Spielmacher, der den Ball vom Center bekommt. Er übergibt ihn dem Running Back oder wirft ihn zu einem Receiver. Der Quarterback kann aber auch selbst laufen.
Running Back: Spieler, der von hinten kommt und den Ball möglichst weit nach vorne trägt. Er darf aber auch per Pass angespielt werden.
Tackle: Ist nur gegen den Ballträger erlaubt, der von der verteidigenden Mannschaft festgehalten oder zu Boden gebracht wird.
Tight End: Angriffsspieler, meist grösser und kräftiger als die Wide Receiver. Kann als Passempfänger oder als Blocker eingesetzt werden.
Touchdown: Ist sechs Punkte wert. Das angreifende Team trägt den Ball in die Endzone oder fängt ihn dort.
Wide Receiver: Schnelle und wendige Spieler, die geworfene Bälle fangen und möglichst weit nach vorne tragen sollen.

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Sport MEHR
prolitteris