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Jahresrechnung 2023: Gemeindefinanzen für Zukunft gerüstet

Der Kleine Landrat hat anlässlich seiner Sitzung vom 22. April die Jahresrechnung 2023 zur Genehmigung an den Grossen Landrat verabschiedet. Die Gemeinde Davos erzielt einen Ertragsüberschuss von rund 17.8 Millionen Franken.

Davoser
Zeitung
25.04.24 - 17:00 Uhr
Politik
Operativer Gewinn – Differenz zum Budget.
Operativer Gewinn – Differenz zum Budget.
zVg
Zusätzliche Erträge insbesondere im Steuerbereich und eine grosse Ausgabendisziplin führen dazu, dass entgegen der Budgetierung alle getätigten Investitionen aus eigener Kraft finanziert werden. Das durchwegs positive Ergebnis ist im Hinblick auf die Umsetzung der Wohnraumstrategie und die Finanzierung von wichtigen Investitionen wie der Neugestaltung des Ortszentrums von Davos Dorf von zentraler Bedeutung, ebenso wie für die zukunftsorientierte Entwicklung weiterer Infrastrukturen, beispielsweise in den Bereichen Gesundheit sowie Tourismus- und Freizeitanlagen.

Die Erfolgsrechnung der Gemeinde Davos schliesst im Jahr 2023 wie in den Vorjahren sehr positiv ab. Es resultiert ein Ertragsüberschuss von 17 805 619.69 Franken. Das Ergebnis 2022 lag bei 23,9 Millionen Franken und wurde wesentlich von Liegenschaftenaufwertungen im Umfang von netto 4,8 Millionen Franken beeinflusst. Deshalb fällt das operative Ergebnis 2023 mit 15,6 Millionen Franken erwartungsgemäss deutlich tiefer aus, als im Vorjahr (-6,4 Millionen Franken). Das betriebliche Ergebnis liegt bei 15 610 399 Franken und übersteigt den Vorjahreswert um über 2,8 Millionen Franken.

Gegenüber dem Budget fällt das Gesamtergebnis um 11,8 Millionen Franken besser aus. Ab dem Jahr 2024 soll die Budgetgenauigkeit gesteigert werden, weil neu mit pauschalen Korrekturfaktoren gearbeitet wird (Budget 2024: 5,2 Millionen Franken in der Erfolgsrechnung). Die Gemeinde Davos verzichtet seit einigen Jahren auf eine buchhalterische Schmälerung des Ergebnisses durch Zusatz­-abschreibungen oder die Bildung von Vorfinanzierungen. So entsteht ein aussagekräftiges Bild der tatsächlichen Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und zudem wird das ausserordentliche Ergebnis nicht jährlich wiederkehrend wesentlich ausgeweitet.

Hohe Fiskalerträge

Der Gesamtertrag 2023 von 140,4 Millionen Franken hat sich im Vergleich zum Budget 2023 um 12,3 Millionen Franken, beziehungsweise um 9,6 Prozent erhöht. Der grösste Anstieg ist beim Fiskalertrag zu verzeichnen, der um rund 9 Millionen Franken umfangreicher ausfiel, als veranschlagt. Dies entspricht einer Zunahme von 12,9 Prozent. Wie in anderen Bündner Tourismusgemeinden haben in Davos vor allem die liegenschaftsbezogenen Steuerarten zu den hohen Mehreinnahmen beigetragen, darunter auch die auf Transaktionen beruhenden Grundstücksgewinnsteuern. Auch die Revisionsschätzungen des kantonalen Amts für Immobilienbewertung führen zu höheren Steuererträgen, einerseits bei der Liegenschaftensteuer, andererseits auch bei den Vermögenssteuern.

Der Gesamtaufwand 2023 von rund 122,6 Millionen Franken liegt relativ nah beim Budget und überschreitet dieses um 0,5 Millionen Franken, beziehungsweise um 0,4 Prozent. Diese Abweichung ist insbesondere auf den Finanzaufwand zurückzuführen. Gemäss Empfehlungen des kantonalen Amts für Gemeinden wurde der Buchwert von Parzellen in der Zone für öffentliche Bauten an den amtlichen Landwert angepasst. Ansonsten sind die grössten Abweichungen beim Sach- und beim Transferaufwand zu verzeichnen. Als Teil des Sachaufwands fielen vor allem Anschaffungen und der bauliche Unterhalt tiefer aus, letzteres wegen zeitlichen Verschiebungen durch Lieferverzögerungen oder auch durch hohe interne Auslastung. Der Transferaufwand reduzierte sich im Vergleich zum Budget beispielsweise durch ein viel besseres Ergebnis beim Kongresszentrum im Geschäftsjahr 2022/23. Zudem führte im Bereich Soziales eine verbesserte Integration in den Arbeitsmarkt zu weniger Aufwand. Auch die Abschreibungen verringerten sich im Vergleich zum Budget, vor allem wegen zeitlichen Verschiebungen in der Investitionsrechnung.

Solide Selbstfinanzierung

In der Investitionsrechnung 2023 sind bei Ausgaben von rund 31,2 Millionen Franken und Einnahmen von rund 6,2 Millionen Franken Nettoinvestitionen in das Verwaltungsvermögen von 25,0 Millionen Franken zu verbuchen. Die Nettoinvestitionen 2023 liegen über dem Zehn-Jahres-Durchschschnitt der Jahre 2014 bis 2023 von 24,1 Millionen Franken und erwartungsgemäss wurde auch der Vorjahreswert von 18 Millionen Franken deutlich übertroffen. Dies ist nebst der bis anfangs bis Mitte der 2030er Jahre laufenden Erneuerung und Erweiterung des Wasser- und Abwasserleitungsnetzes insbesondere auch auf die Erweiterung des Schulzentrums Platz zurückzuführen.

Die für 2023 budgetierten Bruttoinvestitionen wurden zu rund 80 Prozent und die Nettoinvestitionen zu rund 78 Prozent ausgeschöpft. Dies stellt den Abteilungen in Anbetracht der Lieferverzögerungen und der vorhandenen internen Ressourcen und verschiedenen vakanten Stellen einen grossen Leistungsausweis aus. In die Sachanlagen des Finanzvermögens wurden weitere 2,4 Millionen Franken investiert. Die abermals breit gefächerte Investitionstätigkeit ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Davos für die Bevölkerung und für die Gäste spürbar und in vielfältiger Weise modernisiert und weiterentwickelt.

Aus der Jahresrechnung 2023 ergibt sich insbesondere wegen der hohen Zusatzerträge eine Selbstfinanzierung von rund 29,2 Millionen Franken (Vorjahr: 39,0 Millionen Franken). Der für die Beurteilung der Finanzlage wichtige Selbstfinanzierungsgrad beträgt rund 116,8 Prozent (Budget 2023: 51 Prozent, Vorjahresrechnung 216 Prozent). Für die sachgerechte Beurteilung dieser Kennzahl ist aber auch die mittel- bis langfristige Entwicklung miteinzubeziehen. Im Fünf-Jahres-Durchschnitt von 2019 bis 2023 liegt der Selbstfinanzierungsgrad bei 102,0 Prozent, im Zehn-Jahres-Durchschnitt gar bei rund 124 Prozent. Beide Werte sind angesichts der rekordhohen Investitionen in den letzten Jahren äusserst erfreulich. Zwischen 2013 und 2022 wurden Amortisationen von total über 40 Millionen Franken geleistet, also rund 30 Prozent der Darlehensschulden per 31. Dezember 2012. Aufgrund der geplanten Grossinvestitionen wurde im Jahr 2023 auf eine Rückzahlung von Darlehen verzichtet. Somit beläuft sich der Stand der Darlehensschulden per Ende 2023 analog Vorjahr auf rund 93,7 Millionen Franken. Der Bruttoverschuldungsanteil liegt mit 88,4 Prozent bei rund der Hälfte des Spitzenwerts des Jahres 2011 von 175,4 Prozent und übersteigt marginal den Vorjahreswert von 86,0 Prozent, dem tiefsten Wert seit dem Jahr 2004. Vorher wurde diese Kennzahl nicht durch das kantonale Amt für Gemeinden erhoben.

Nettoinvestitionen nach Aufgaben.
Nettoinvestitionen nach Aufgaben.
zVg

Weiterhin Zuversicht und Wachsamkeit

Die Steuererträge im 1. Quartal 2024 übertreffen jene des Vorjahresquartals um rund 12 Prozent. Weiterhin hohe Erträge sind aber auch erforderlich angesichts des bevorstehenden Investitionsvolumens: Die für 2024 budgetierten Investitionen inklusive der geplanten Zugänge in die Sachanlagen des Finanzvermögens übersteigen 45 Millionen Franken, mit Berücksichtigung des Reali-sierungsgrads von 75 Prozent. Dieses Volumen wird in den Folgejahren weiter ansteigen, hauptsächlich wegen der Wohnraumstrategie, der Neugestaltung des Ortszentrums in Davos Dorf, des Spitals oder der Umsetzung des Gesamtverkehrskonzepts inklusive des möglichen Parkhauses Mitte.

Die sehr hohen Investitionen werden die flüssigen Mittel in den nächsten Jahren reduzieren. Darüber hinaus wird für die Realisierung der Neugestaltung des Ortszentrums Davos Dorf die Aufnahme von Fremdkapital in bedeutendem Umfang unumgänglich sein. Das sehr gute Ergebnis 2023 sorgt dafür, dass das Volumen, welches mit Fremdmitteln finanziert werden soll, etwas kleiner ausfallen wird. Das zeigt, dass eine hohe Ertragskraft und solide Ergebnisse weiterhin zwingend notwendig sind, gerade bei einem mittel- bis langfristig hohen Investitionsvolumen.

Die weitere Entwicklung der Gemeindefinanzen muss sehr wachsam verfolgt werden, auch weil ab dem Steuerjahr 2024 der Gemeindesteuerfuss um acht Prozentpunkte auf 95 Prozent reduziert wurde. Zudem plant der Kanton ab dem Steuerjahr 2026 eine gezielte Reduktion der Einkommenssteuern für die Entlastung der Erwerbstätigen und Familien, die sich in ähnlichem Ausmass wie beim Kanton auch auf die Gemeinden auswirken wird. Ferner geht der Kanton in der Medienmitteilung zu seiner Jahresrechnung 2023 davon aus, dass die Grundstücksgewinnsteuern sich kaum auf dem aktuellen Rekordniveau halten werden. Mit seinen Legislatur- und Jahreszielen zeigte der Kleine Landrat aber auf, dass er gewillt ist, die Vorwärtsstrategie der vergangenen Jahre weiterzuentwickeln. Selbstverständlich muss die Finanzierung wichtiger Zukunftsprojekte wie das neue Ortszentrum Davos Dorf möglich bleiben, ohne den Finanzhaushalt aus dem Lot zu bringen.

Die Gemeinde soll auch zukünftig in der Lage sein, für volkswirtschaftlich und gesellschaftlich sinnvolle Investitionen, Projekte und attraktive Anlässe von Dritten Beiträge leisten zu können. Zudem sollen die regionale Wirtschaft, aber auch Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Davoser Gäste weiterhin von einer hohen und breit gefächerten Investitionstätigkeit profitieren. Und nicht zuletzt muss die Gemeinde auch für eine ausgewogene Entwicklung im Sinne der langfristigen Zielsetzungen der Davoser Verfassung (Präambel) sorgen und weitere wichtige Aufgaben erfüllen, zum Beispiel in den Bereichen Alter, Pflege, öffentliche Sicherheit, Planung, Verkehr, Kultur und Soziales, Umwelt- und Landschaftsschutz, Waldwirtschaft sowie Klimaschutz und Energiewende.

Der Grosse Landrat wird die Jahresrechnung 2023 voraussichtlich an seiner ­Sitzung vom 4. Juli beraten.

Die Sitzung kann vor Ort oder via Live­stream mitverfolgt werden (https://www.gemeindedavos.ch/livestream).

Auch die Gemeindefinanzen sind nicht vor plötzlichen «Kälteeinbrüchen» gefeit und müssen deshalb gut beobachtet werden.
Auch die Gemeindefinanzen sind nicht vor plötzlichen «Kälteeinbrüchen» gefeit und müssen deshalb gut beobachtet werden.
bg
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