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Beim Besuch am NOS in Mollis gibts Tipps vom zweifachen Schwingerkönig 

Am Nordostschweizer Schwingfest in Mollis war vertreten, was Rang und Namen hat. Das bezog sich auf die Schwinger wie auch auf die Gäste.

Ruedi
Gubser
26.06.23 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale
Grossanlass mit 5500 Besuchenden: Das NOS auf dem Molliser Flugplatz bot den Schwingfans einen Vorgeschmack auf das Eidgenössische 2025 im Glarnerland.
Grossanlass mit 5500 Besuchenden: Das NOS auf dem Molliser Flugplatz bot den Schwingfans einen Vorgeschmack auf das Eidgenössische 2025 im Glarnerland.
Bild Martin Meier

Ein Schwingfest ist immer auch ein Who-is-Who des Schwingsports. Vermutlich. Nein, nicht vermutlich: Ganz sicher ist der Begriff Who-is-Who für den Schwingsport der falsche. Denn Schwingen ist einheimisches Schaffen. Da wird so gesprochen, wie «einem der Schnabel gewachsen» ist. Aber trotzdem, nun auf Deutsch: Personen mit Rang und Namen waren am Sonntag am Nordostschweizerischen Schwingfest in Mollis zahlreich vertreten. Vom Glarner Regierungsrat waren Benjamin Mühlemann (er vor allem als Ehrenpräsident des NOS-Anlasses), Marianne Lienhard, Markus Heer und Andrea Bettiga vor Ort. Vielleicht war auch Kaspar Becker da. Ihn habe ich aber nicht gesehen. Bei so vielen Leuten (5500 Zuschauer) verliert man schnell den Überblick – wie auch auf den Schwingplätzen. Da hilft ein routinierter Speaker, der einen auf den fünf Schwingplätzen durch den sportlichen Tag führt. Ohne Speaker gesehen habe ich Ratsschreiber Hansjörg Dürst und Ex-Regierungsrat Rolf Widmer.

Der Glarner Sportminister Markus Heer hatte grosse Freude am NOS. «Was gibt es Schöneres als einen derartigen Anlass inmitten einer herrlichen Bergwelt und bei diesem Wetter? Das NOS bietet die ideale Plattform und macht Freude auf das Eidgenössische Schwingfest in zwei Jahren.»

Besondere Könige

Neben der Glarner Regierung gaben sich in Glarus auch Könige die Ehre. Der dreifache Schwingerkönig Jörg Abderhalden kommentierte am Schweizer Fernsehen, das während des gesamten Tages live übertrug, mit. Abderhalden lobte Roger Rychen für die Wettkampfvorbereitung aufs NOS. Rychen hatte auf Obstock im Ferienhaus übernachtet und war von dort an den Wettkampf gefahren, um das «Eidgenössische» in zwei Jahren zu simulieren. «Ich finde es gut, dass sich Rychen mental schon jetzt mit diesem Grossanlass beschäftigt.» Den Sieg am NOS traute Abderhalden Rychen dennoch nicht zu. «Armon Orlik macht mir einen zu starken Eindruck.»

Der zweifache König Ernst Schläpfer genoss das Fest als Ehrengast und liess sich in der Mittagspause einen Siegertipp entlocken. «Domenic Schneider», sagte Schläpfer nach kurzem Zögern. «Das meinen Sie wirklich?», frage ich zurück. «Ja, warum nicht? Er bringt die Voraussetzungen zum Sieg mit.» Auf mein «Ja, aber» entgegnet Schläpfer: «Das ist das Schöne am Schwingen. Man braucht nicht ein Modellathlet sein, um ganz vorne mitzuschwingen. Man muss seine Qualitäten im richtigen Moment ausspielen können. Was nützt es, wenn man im Training 400 Kilogramm hochhebt, wenn kein Schwinger mehr als 150 Kilogramm wiegt?» Auch mit 67 Jahren hat Schläpfer pointierte Aussagen auf Lager.

Zweifacher Schwingerkönig: Ernst Schläpfer und seine Frau Christina geniessen als Ehrengäste das NOS in Mollis.
Zweifacher Schwingerkönig: Ernst Schläpfer und seine Frau Christina geniessen als Ehrengäste das NOS in Mollis.
Bild Ruedi Gubser

Besondere Aufgaben

Die Nähe zu den Gästen, zu den Zuschauern, der Prominenz und den Sportlern zeichnen die Schwingfeste aus. Vom Parkplatz zum Festplatz läuft man am (offenen) Zelt vorbei, in dem sich die Schwinger erholen und sich auf die nächsten Einsätze vorbereiten. Es gibt keine Berührungsängste: Die Athleten sind mittendrin – nicht nur auf dem Schwingplatz, auch auf dem ganzen Gelände, sind präsent und geben gerne Autogramme. Das ist in anderen Sportarten unvorstellbar. Schwingfeste sind friedliche Feste – obwohl der Alkohol am ganzen Tag reichlich fliesst. Die zwei Polizisten, die auf dem Festgelände auftauchten, hatten andere Aufgaben wahrzunehmen, als Konflikte zu lösen oder zu deeskalieren. In Mollis passten sie auf ein Kind auf, während seine Mutter dringend zur Toilette musste. Am meisten Arbeit für die Polizei gebe es an einem Schwingfest bei der Verkehrsregelung, meinte einer der Polizisten. Anders als beim Porsche-Treffen funktionierte die Zu- und Wegfahrt beim NOS problemlos.

Besondere Preise

Speziell bei Schwingfesten ist auch der Gabentempel, und dass diejenigen Schwinger, die den Ausstich (die Bestreitung des fünften und sechsten Ganges) nicht erreicht haben, ihre Preise vor den Besten abholen können. Damit dort nicht plötzlich einer einen teureren und damit falschen Preis mitnimmt, sind die Preise gekennzeichnet. Die früher Ausgeschiedenen durften in Mollis nur Preise mit einem roten Punkt aussuchen. Nur nebenbei: Der Siegermuni «Vigor» hatte keinen roten Punkt.

Zurück zu den Königen: Abderhalden sagte den richtigen Sieger voraus. Aber Schläpfer lag mit Schlussgangteilnehmer Schneider auch nicht so weit daneben.

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