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Leider nicht für den Gast gedacht

Leserbrief von Kurt Ladner aus Grüsch

Davoser
Zeitung
22.01.24 - 12:00 Uhr
Menschen & Schicksale
Bei vielen der ehemals elektronischen Anzeigen – wie hier auf der Parsennfurka – können seit diesem Winter die Infos zu den offenen Anlagen und Pisten nur noch per Handy abgerufen werden.
Bei vielen der ehemals elektronischen Anzeigen – wie hier auf der Parsennfurka – können seit diesem Winter die Infos zu den offenen Anlagen und Pisten nur noch per Handy abgerufen werden.
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Seit nun mehr als 31 Wintersaisons arbeite ich als Skilehrer in der Region Klosters/Davos. So manche Veränderung und Modernisierung hat man persönlich miterlebt, einige gute und einige weniger gute.

Auch zu Beginn dieser Saison habe ich auf dem Berg Veränderungen wahrgenommen, die ich aber ganz und gar nicht nachvollziehen kann. Es sind gleich deren vier:

1. Punkt

Die neue Übersichtskarte oben an den Pisten zielt völlig am Gast vorbei. Nach der Ankunft in der Bergstation bereiten sich die Skigäste meist noch im Gebäude aufs Skifahren vor. Schnallen der Skischuhe festziehen, Helm und Brille aufsetzen, Handschuhe anziehen, ja man packt sich richtig ein. Wenn man dann bereit ist, gehts hinaus in die Winterlandschaft, und man wirft einen Blick auf die Übersichtskarte, um kurz zu checken, welche Pisten offen sind und welche nicht. Was bis letzten Winter mit einem simplen Blick erledigt war, geht heute nicht mehr! Die grünen oder roten Leuchten auf der Karte sind verschwunden. Was bleibt, ist ein neumodischer QR-Code, super! Das bedeutet, Handschuhe in der klirrenden Kälte wieder ausziehen und das Smartphone aus der Tasche grübeln, QR-Code scannen und digital checken, welche Pisten nun offen sind. Funktion fehlgeschlagen, ich bin ja nicht online. Heute wird erwartet, dass jeder internationale Gast immer und überall online ist; das ist aber leider nicht der Fall. Wo im Hotel auf ein WLAN-Netz zurückgegriffen werden kann, steht der Gast sprichwörtlich da wie der Ochse am Berg. Digitalisierung sei Dank, der Schuss geht nach hinten los. Nebenbei wird die Aussentemperatur auch nicht mehr angezeigt, das wurde wohl wegrationalisiert.

2. Punkt

Auf derselben Übersichtskarte werden die beiden Talabfahrten nach Serneus und nach Küblis als gelbe Routen angezeigt, das ist neu und bedeutet für den Gast, dass diese beiden wunderschönen Abfahrten nicht mehr präpariert werden (vorher waren die beiden Talabfahrten als rote Pisten eingetragen, Anm. d. Red). Gelbe Routen sind markiert und gesichert, nicht aber präpariert. Dass diese Abfahrten in den letzten Jahren oft nicht präpariert werden konnten, da die Schneelage das nicht zuliess, ist verständlich. Dass man diese jetzt aber gleich ganz streicht, bedeutet eine Verminderung des Angebots. Obschon die legendäre Parsenn-Abfahrt vom Weissfluhgipfel bis nach Küblis mit Werbe­tafeln beworben wird, ist das für weniger geübte Pistenfahrer nun gar nicht mehr möglich, denn «gelb» heisst eben Tiefschnee fahren.

3. Punkt

In den Talstationen sind ebenfalls digitale Bildschirm-Informationen in Endlosschlaufe ersichtlich.

Auf einer Seite werden namentlich alle Pisten aufgelistet, und diejenigen, die offen sind, mit einem grünen Haken symbolisiert. Geschlossene werden mit einem roten X angezeigt. Bis anhin wurden einige der offenen Pisten mit grünem Haken zusätzlich noch mit einem grünen Rahmen angezeigt, was bedeutete, dass diese Pisten frisch präpariert worden sind. Diese Information war gerade für Skilehrer ein sehr geschätzter Hinweis, da eine frisch präparierte Piste um einiges einfacher zu fahren ist als eine Piste, die zwei Tage nicht mehr präpariert worden ist.

4. Punkt

In der ganzen Destination findet man auf den Bergen quasi keine Uhren mehr. Das wurde nicht nur von mir, sondern auch von Berufskollegen und von Gästen festgestellt.

Diese vier Gegebenheiten sind meiner Ansicht nach ein klarer Rückschritt in der Gäste-Information, und bringen ganz bestimmt keinen Mehrwert für den Gast. Hier wurden einfach Kosten eingespart. Das erweckt das Gefühl, dass die eigenen Zahlen wichtiger sind als die Bedürfnisse des Gastes. Obwohl auch bei Davos-Klosters Mountains immer alles teuer wird, sollten die Dienstleistungen nicht weniger werden.

Kurt Ladner, Grüsch

Stellungnahme Davos Klosters Bergbahnen

Die Umstellung der Panoramatafeln und des Leitsystems auf diese Wintersaison war ein nötiger Schritt für die Davos Klosters Bergbahnen. Zum einen waren die alten Panoramatafeln sehr fehler­anfällig und nicht wetterresistent, zum anderen waren Ersatzteile kaum mehr zu bestellen. Auch das Leitsystem hinter der Gästelenkung war veraltet und musste mit einem Systemupdate auf den neusten Stand gebracht werden. In diesem Zuge investierten die Davos Klosters Bergbahnen in die zukünftige, digitale Information der Gästelenkung. Neu können Gäste auf der Betriebsübersicht direkt sehen, welche Anlagen geöffnet sind, und sie werden umgehend informiert, wenn es zu einem Ausfall, einer Störung oder einer erhöhten Wind- und Schneesituation kommt.

Diese Betriebsinformationen werden auf allen Screens an den Talstationen, in den Gebäuden am Berg und teils bei Liftanlagen im Aussenbereich angezeigt. Dort können sich Gäste jederzeit über den aktuellen Stand der Anlagen und Pisten (grün und rot) informieren, ohne dafür das Handy zu benötigen. Auch werden auf diesen Screens die Uhrzeiten und Temperaturen angezeigt.

Das Ziel der Davos Klosters Bergbahnen ist es, immer die aktuellsten Betriebs­informationen zu zeigen und sicherzustellen, dass die Gäste diese über die verschiedenen Kanäle erhalten. In freien und exponierten Lagen haben wir bewusst auf elektrische Anzeigen verzichten, da diese sehr anfällig sind und es keine sinnvolle, wetterresistente Lösung gibt. Mit dem Scannen des QR-Codes oder der Prüfung der App erhalten aber alle Gäste auch an diesen Standorten eine aktuelle Information.

Die beiden Pisten Küblis und Serneus werden nach wie vor präpariert, wenn es die Schneeverhältnisse zulassen. Nicht alle Gäste kennen die Pisten, und deshalb war es uns wichtig, mit der gelben Farbe der Pistenart darauf hinzuweisen, dass die Pisten nicht immer präpariert werden können. Diese Umsetzung entspricht den Vorgaben von Seilbahnen Schweiz.

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