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Kostendämpfungsinitiative

Die Gesundheitskosten beschäftigen auch uns Ärzte sehr. Wir versuchen, mit unseren Entscheidungen dieser Verantwortung gerecht zu werden. Die anstehende Abstimmung über die Kostendämpfungs-Initiative macht uns aber grosse Sorgen, da sie eine gefährliche Richtungsänderung bedeutet und die im Glarnerland bereits angespannte Gesundheitsversorgung zusätzlich gefährden würde. Die Ausgaben der Grundversorgung würden an die Wirtschaftsentwicklung gekoppelt. Damit würden die Leistungen nicht mehr abhängig vom Bedarf, sondern von der Konjunktur finanziert. Liegt die Entwicklung in der Grundversicherung ein Fünftel über der Nominallohnerhöhung, müssen Bund und Kantone eingreifen. Dies entspricht de facto einer Budget-Medizin. Wäre die Initiative im Jahr 2000 eingeführt worden, würde heute 1/3 der Leistungen der Grundversicherung nicht mehr vergütet. Dass die Koppelung an die Wirtschaftsentwicklung gefährlich ist, kann am Beispiel der Coronapandemie dargestellt werden. Während der Pandemie war die Wirtschaft schwach, derweil der Anspruch an die Medizin sehr hoch war. Genau in einer solchen Situation die Gesundheitskosten zu begrenzen, wäre fatal. Bei Überschreiten des Budgets müssten die Leistungen zukünftig privat bezahlt werden oder sie würden nicht mehr erbracht. Wer sich also keine Zusatzversicherung leisten kann, würde darunter am meisten leiden. Es träfe also vor allem einkommensschwache Leute. Die Kostenbremse würde genau denjenigen schaden, denen sie angeblich helfen soll.Gerhard Pfister, Präsident der Mitte-Partei, welche die Initiative lanciert hat, hat unser Gesundheitssystem als «Paradies für Geldgierige» bezeichnet. Wenn man als Arzt täglich 12 Stunden arbeitet und auch in der Nacht für Patienten erreichbar ist, schmerzt diese Aussage. Wenn wir dieses Paradies im Glarnerland hätten, hätten wir wohl kaum solche Probleme, Ärzte ins Glarnerland zu holen. Die Verantwortung der Kostenentwicklung alleine den Leistungserbringern zuzuschreiben, ist nicht korrekt. Die Anspruchshaltung der Bevölkerung, die medizinische und demographische Entwicklung spielen hier ebenso eine Rolle. Ein «Ja» zur Initiative hätte für uns alle einschneidende Konsequenzen. Wenn ein solcher Entscheid unter Prüfung der eigenen Anspruchshaltung an die Gesundheitsversorgung gefällt wird, sind wir Ärzte bereit, den Entscheid zu akzeptieren. Dann müssen die Folgen aber auch von der Bevölkerung mitgetragen werden. Halten Sie daher vor der Stimmabgabe inne und bedenken Sie die Konsequenzen.

Peter Züst
27.04.24 - 11:25 Uhr
Leserbrief
Ort:
Mollis
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Die Prämiengelder, die man Pharma- und Medtechindustrie in den Rachen schmeisst, fehlen dann als Lohn für Pflegepersonal und Assistenz- und Oberärzte. Ich warte schon lange auf den Aufstand von Politik und Fachverbänden gegen Pharma- und Medtechwucher.