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Eine berührende Geschichte

Fotograf Sasi Subramaniam erzählt, warum Menschen in Verona unbedingt eine weibliche Brust anfassen wollen.

Sasi
Subramaniam
13.08.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Als ich mit dem Fotografieren begann, traf ich einen Schweizer Profi-Fotografen, der in ein asiatisches Land reisen wollte. Die ersten Worte, die damals aus meinem Mund kamen, waren: «Toll, du wirst so die Möglichkeit bekommen, eine andere Art von Kultur zu fotografieren.» Seine Erwiderung darauf überraschte mich: «Ich werde keine Fotos, sondern einfach Ferien machen.»

Das liegt bereits 14 Jahre zurück. Doch die Verwunderung, welche die Aussage dieses Fotografen beim damaligen Treffen bei mir auslöste, ist bei mir immer noch nicht verflogen.

Denn jedes Mal, wenn ich ins Ausland oder überhaupt für Ferien verreise, ist es meine erste Priorität, meine Fotoausrüstung vorzubereiten. Erst danach kümmere ich mich beispiels­weise um meine Kleider. Denn mein erster Wunsch ist immer, eine interessante Fotoreportage machen zu können.

Ende Juli war ich in Verona in Italien und konnte – wie erwartet – eine solche Fotoreportage machen. Sie erzählt die Geschichte von Menschen, die sich Glück davon erhoffen, die rechte Brust einer weiblichen Statue zu berühren.

Denn in Verona, der Heimatstadt von Romeo und Julia, hat sich ein Gebäude in eine der beliebtesten Touristenattraktionen Italiens verwandelt. Es ist die «Casa di Giulietta» – Julias Haus – mit dem Balkon, auf dem sie ihren Liebesschmerz und ihre Sehnsucht mit den berühmten Worten ausdrückte: «Romeo, oh Romeo, warum bist du Romeo?»

Dieser Balkon, auf dem Julia laut Shakespeares Stück angeblich diese Worte von sich gab, liegt im Zentrum von Verona. In der Casa di Giulietta wohnte einst die Familie Capello, welche den englischen Dichter William Shakespeare dazu inspiriert hatte, die «Capulets» und die Geschichte ihrer unglücklichen Fehde mit den Montagues zu erschaffen – und damit das vielleicht romantischste Theaterstück überhaupt.

An diesem beliebten Ort steht denn auch eine Julia-Statue im Innenhof des Hauses. Und die Tradition will es, dass Besucherinnen und Besucher Veronas rechte Brust berühren müssen, damit sie Glück in der Liebe haben. Viele Touristinnen und Touristen drücken ihre Verehrung auch durch Graffitis aus oder kleben herzförmige Kaugummis an die Wände.

Glück hatte auch ich. Das Glück, als Fotograf in den Ferien eine gute Reportage fotografieren zu können, und noch mehr Glück, das mit anderen teilen zu können.

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