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Rehkitze in Gefahr: Drohnenrettung im Glarnerland

Dieses Jahr konnten 21 Rehkitze vor dem sicheren Tod im hohen Gras gerettet werden. Mitverantwortlich für diese erfreuliche Zahl sind Drohnen mit integrierter Wärmebildkamera.

Südostschweiz
02.07.23 - 04:30 Uhr
Klima & Natur

Die Zeit, in der Rehgeissen ihre Kitze ins hohe Gras setzen, ist bereits vorbei, wenn dieser Artikel erscheint. Die Geburt der Rehkitze erstreckt sich von Anfang Mai bis Ende Juni. Die Geissen bevorzugen als Liegeplatz Wiesen mit hohem Gras. Die jungen Rehkitze sind noch geruchsarm und können von Raubtieren nicht anhand ihres Geruchs aufgespürt werden. Die grösste Gefahr für die Jungtiere tritt ein, wenn die Bauern ihre Wiesen mähen. Im hohen, ungemähten Gras erleiden zahlreiche Rehkitze einen schrecklichen Tod, wenn sie von Mähmaschinen oder Mähdreschern überfahren und zerhäckselt werden.

Um diesem Leid ein Ende zu setzen, engagieren sich zahlreiche Helfer, darunter Jäger und freiwillige Helfer, von Mai bis Juni. Die Rehkitzrettung Glarnerland sowie die Hegeortsobmänner, der Glarner Jagdverein und die Landwirte im Kanton Glarus setzen sich gleichermassen dafür ein, diesem schrecklichen Massaker durch den Einsatz von Drohnen mit integrierter Wärmebildkamera ein Ende zu bereiten.

Es ist äusserst wichtig, Rehkitze niemals ohne Handschuhe oder ohne ein Grasbüschel anzufassen. Es ist am besten, ihren Anblick aus der Ferne zu geniessen und sie in Ruhe zu lassen. Die Mutter des Rehkitzes wartet wahrscheinlich schon in der Nähe und beobachtet das Geschehen. Sobald man sich entfernt, kehrt sie zurück, um ihr Junges zu säugen. Kitze sollten keinesfalls mitgenommen oder in Tierstationen abgegeben werden.

Verblenden als effektive Rettungsmethode

Verblenden ist nach wie vor eine der effektivsten Methoden, um Rehkitze vor einem sicheren Tod zu bewahren. Das Mähen der Wiese am Vorabend versetzt die Rehgeiss bereits in Alarmbereitschaft. Sie fühlt sich unsicher und bringt im besten Fall ihren Nachwuchs an einen anderen Ort. Beim Verblenden werden am Vorabend des Mähens weisse Tücher, Papier- oder Plastiksäcke über Stangen gestülpt, die als Scheuchen bezeichnet werden.

Mit weissen Tüchern: Verblenden ist noch immer die effektivste Methode, Rehkitze vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Mit weissen Tüchern: Verblenden ist noch immer die effektivste Methode, Rehkitze vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Pressebild

Bei der Aufstellung der Scheuchen muss die unmittelbare Umgebung abgesucht werden, um sicherzustellen, dass sich die Rehgeiss nicht traut, ihr Kitz in der Nähe der Verblendung abzuholen und aus dem Gefahrenbereich zu führen. Sollte am darauffolgenden Tag aus irgendeinem Grund auf das Mähen verzichtet werden, müssen die Verblendungen sofort entfernt werden, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintreten und die Wirkung nachlassen könnte.

Drohnen retten zahlreiche Rehkitze vor dem Tod

Seit 2021 werden im Kanton Glarus Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt. Geschulte Drohnenpiloten bedienen diese Drohnen, deren Ausbildung von der Rehkitzrettung Glarnerland durchgeführt wird. In diesem Jahr haben bereits elf neue Piloten ihre Legitimation für Drohnenrettungen im Kanton Glarus erhalten. Sie wurden von Drohnen-Spezialisten ausgebildet.

Die Rettung von Rehkitzen mithilfe von Drohnen und Wärmebildkameras in der Luft ist die sicherste Methode, um sie vor Mähmaschinen zu schützen. In den letzten Jahren konnten bereits rund 6000 Rehkitze in der Schweiz gerettet werden. Dieses erfolgreiche Projekt wächst weiter. Allerdings sind die Anschaffungskosten für eine Wärmebilddrohne sehr hoch. Daher ist die Drohnenrettung Glarnerland dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Suchen Schutz: Rehkitze bevorzugen als Liegeplatz Wiesen mit hohem Gras. 
Suchen Schutz: Rehkitze bevorzugen als Liegeplatz Wiesen mit hohem Gras. 
Pressebild

Sponsoren und Gönner gesucht

Mit einem Aufruf wenden sich die Rehkitzretter an Sponsoren, Gönner und die öffentliche Hand und bitten sie, finanzielle Unterstützung bereitzustellen. Die ersten beiden Drohnen wurden vom Tierschutzverein Glarus finanziert. Die kantonale Hegekommission, die ihre finanziellen Mittel aus Beiträgen der Jäger des Kantons Glarus erhält, beteiligt sich ebenfalls mit einem bedeutenden Betrag an dem Projekt.

Die Rehkitzrettung Glarnerland besitzt mittlerweile drei Drohnen. Die Wartung dieser Drohnen verursacht Fixkosten. Kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen unterstützen dieses Projekt durch Spenden. Aufgrund der genannten Gründe sind die Glarner Rehkitzretter, die eng mit dem Bauernverband, den Naturschutzverbänden und dem Glarner Jagdverein zusammenarbeiten, weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Gesucht Drohnenpiloten und Helfer

Aufgrund der steigenden Nachfrage von Drohneneinsätzen sucht die Rehkitzrettung Glarnerland zusätzlich Drohnenpiloten und freiwillige Helfer. Neben den Piloten sind zahlreiche Flughelfer im Einsatz. Diese sind eine grosse Unterstützung und helfen bei der Bergung der Rehkitze. Jagdtechnische Anforderungen und Fachwissen sind nicht nötig. Anmeldungen nimmt Markus Wigger gerne unter Telefon 079 711 41 36 entgegen.

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