×

Die Zeitumstellung – Freund oder Feind? 

Alle paar Monate beschäftigt sie uns auf der Redaktion: die Zeitumstellung. Hier die erstaunlichsten und wichtigsten Fakten aus unserer bisherigen Berichterstattung.

Simone
Zwinggi
30.03.24 - 12:00 Uhr
Graubünden
Umstellen: Ende März werden vielerorts die Uhren von der Normal- auf die Sommerzeit umgestellt.
Umstellen: Ende März werden vielerorts die Uhren von der Normal- auf die Sommerzeit umgestellt.
Bild Freepik

Zweimal im Jahr rückt sie vielerorts auf der Welt in den Mittelpunkt, so auch auf der Redaktion von «suedostschweiz.ch»: die Zeit. Nämlich dann, wenn die Zeitumstellung ansteht. Sie ist ein Brauch, an den wir unsere Leserschaft jeweils erinnern. Damit niemand zu Wochenbeginn einen Termin verpasst.

Die zu diesem Thema verfassten Artikel sind zahlreich. Nachfolgend die erstaunlichsten und wichtigsten Fakten aus unserer bisherigen Berichterstattung.

Deshalb haben wir eine Sommer- und eine Winterzeit

In den meisten Ländern wurde die Zeitumstellung erst in den Achtzigerjahren umgesetzt. In den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts wurde sie teilweise schon angewendet, um den Tag länger nutzen zu können. Erste Überlegungen zur Zeitumstellung machte sich Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA, 1784 in einem Brief über «die Kosten des Lichts». Darin kritisierte Franklin den hohen Verbrauch an Kerzen und schlug vor, die Menschen bei Sonnenaufgang zu wecken, um das Sonnenlicht besser nutzen zu können.

Welches ist die Normalzeit?

Die Normalzeit wird bei uns meist als Winterzeit bezeichnet. Würden wir unsere Uhren das ganze Jahr über nach dieser Zeit laufen lassen, wäre es im Sommer am Morgen früher heller, am Abend entsprechend früher dunkel als jetzt in den Sommermonaten.

Die Umstellung auf die Sommerzeit erfolgt jeweils am letzten Sonntag im März. Dann werden die Uhren in der Nacht um zwei Uhr eine Stunde nach vorne gestellt. An die Sommerzeit halten wir uns bis Ende Oktober, also sieben Monate lang. Am letzten Sonntag im Oktober stellen wir die Uhren dann in der Nacht um drei wieder auf zwei Uhr zurück, wechseln also wieder auf die Normal- respektive Winterzeit. Diese gilt entsprechend für fünf Monate.

Die Schweiz als Insel

Dass die Schweiz auch ohne Meeresanschluss eine Insel sein kann, beweist sie auf politischem Parkett immer wieder. Vor rund 40 Jahren war sie es in Sachen Zeitumstellung. So wollte die Schweiz 1980 nicht mitmachen, als ihre Nachbarländer im Frühjahr begannen, die Zeitumstellung einzuführen – und wurde so zur Zeitinsel. Besonders für Grenzgänger war das ärgerlich. Sie mussten fortan täglich ihre Uhren vor- und zurückstellen. Zudem kam es im Fernsehen zu Kollisionen bei Sendeterminen und die Züge standen an Grenzbahnhöfen oft eine Stunde lang still. Im Verlauf des Sommers wurde vielen bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Bundesrat und Parlament beschlossen daraufhin die zeitliche Angleichung ans europäische Ausland. Ab Frühling 1981 wurden auch die Schweizer Uhren zweimal im Jahr umgestellt.

Bild Freepik

Hier bleibt die Zeit gleich

Nicht überall auf der Welt kennt man die Zeitumstellung. In folgenden Ländern lässt man die Uhren das ganze Jahr über ohne Umstellungen laufen: Island, Russland, Belarus, grosse Teile Asiens und grösster Teil der afrikanischen Länder.

Die Zeitumstellung kann gefährlich sein

Das Risiko für tödliche Verkehrsunfälle steigt in der Woche nach der Zeitumstellung im Schnitt um sechs Prozent. Das fanden Wissenschaftler der University of Colorado in Boulder heraus, die zwischen 1996 und 2017 alle Verkehrsunfälle unter die Lupe nahmen.

Auch für Wildtiere kann die Zeitumstellung gefährlich sein. Weil es in den Tagen nach der Umstellung wieder dunkler ist am Morgen, sind mehr Autos in der Morgendämmerung unterwegs. Somit steigt die Gefahr für Unfälle mit Wildtieren. Diese werden oft von frischem Gras und Streusalzresten an die Strassenränder gelockt und dann von Autofahrern zu spät gesehen.

Gefährliche Dunkelheit: Nach der Umstellung auf die Sommerzeit sind morgens wieder mehr Autos in der Dämmerung unterwegs. Das kann zu Unfällen mit Wildtieren führen.
Gefährliche Dunkelheit: Nach der Umstellung auf die Sommerzeit sind morgens wieder mehr Autos in der Dämmerung unterwegs. Das kann zu Unfällen mit Wildtieren führen.
Bild Freepik

Wie lange noch?

Die Zeitumstellung ist vielen Menschen ein Dorn im Auge. So ist sie für landwirtschaftliche Betriebe mühsam, wo die Tiere jeweils langsam an die neue Zeit gewöhnt werden müssen. Vor allem kleine Kinder brauchen eine längere Angewöhnungszeit, und die Gefahr für Unfälle steigt kurzfristig an (siehe oben). 

Im Jahr 2019 stimmte das EU-Parlament dem Vorschlag der EU-Kommission zu, die Umstellung 2021 abzuschaffen. Doch offenbar ist es schwierig, zwischen den EU-Ländern eine Einigung zu finden, nach welcher Zeit man sich richten und wie das genau vonstattengehen soll. Aktueller Zeitplan: Die Zeitumstellung soll nun doch bis mindestens Ende 2026 bleiben.

Sommerzeit: Habt ihr wegen der Zeitumstellung schon einmal einen Termin verpasst?

Auswahlmöglichkeiten

Willkommene Ausrede

Als es erst wenige Handys gab und die Uhren am Handgelenk und zu Hause noch manuell umgestellt werden mussten, war die Zeitumstellung wohl dem einen oder andern Schüler oder Schülerin willkommen: als Ausrede fürs Verpassen der ersten Lektion am Montagmorgen. Weil die Smartphones automatisch umstellen, sind diese Zeiten wohl vorbei. 

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Graubünden MEHR
prolitteris