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Die «Südostschweiz» hat korrekt über die Braunwalder Chefärztin berichtet

Der Presserat hat eine Beschwerde gegen die «Glarner Nachrichten» abgewiesen. Die Berichterstattung über ein Coronastrafverfahren gegen die Leiterin der Rehaklinik Braunwald war korrekt.

Daniel
Fischli
15.01.24 - 04:30 Uhr
Glarus
Keine Schutzmasken: Im Jahr 2021 hat man sich in der Rehaklinik in Braunwald offenbar um die Coronavorschriften foutiert.
Keine Schutzmasken: Im Jahr 2021 hat man sich in der Rehaklinik in Braunwald offenbar um die Coronavorschriften foutiert.
Bild Fridolin Rast

Ein Bericht in den «Glarner Nachrichten» von Ende Februar über einen Strafprozess vor dem Kantonsgericht hat zu einer Beschwerde beim Schweizer Presserat geführt. Vor Gericht stand damals als Beschuldigte die ehemalige Chefärztin der Rehaklinik Braunwald. Ihr wurde vorgeworfen, im Jahr 2021 die Massnahmen gegen Corona in der Klinik nicht korrekt umgesetzt zu haben.

Der Beschwerdeführer vor dem Presserat, der nicht Teil der Berichterstattung war, rügte, die Chefärztin sei durch den Artikel identifizierbar gewesen. Dies widerspreche dem im Journalistenkodex geforderten Schutz der Privatsphäre. Im Kodex heisst es: «Bei der Gerichtsberichterstattung wägen Journalistinnen und Journalisten Namensnennung und identifizierende Berichterstattung besonders sorgfältig ab.» In der Regel werden in der Gerichtsberichterstattung die beteiligten Personen unkenntlich gemacht. Nur in Ausnahmefällen wird von diesem Grundsatz abgewichen.

Zwar wurden im Artikel in den «Glarner Nachrichten» nur die Funktion und der Arbeitsort, nicht aber der Name der Chefärztin genannt. Aber die Angaben im Text würden die Identifizierung leicht machen, so der Beschwerdeführer. Die Leser würden geradezu gereizt, herauszufinden, um wen es sich handle.

Es besteht ein öffentliches Interesse

Der Presserat hat die Beschwerde kürzlich abgewiesen, der Journalistenkodex sei nicht verletzt worden. Eine identifizierende Berichterstattung sei unter Umständen zulässig, «so wenn die Betroffenen eine gesellschaftlich leitende Funktion einnehmen und in diesem Zusammenhang über sie berichtet wird». Dies sei hier der Fall: «Eine Chefärztin und Klinikdirektorin hat eine gesellschaftlich leitende Funktion inne», so der Presserat. Auch bestehe ein öffentliches Interesse an der Berichterstattung über die Coronaschutzmassnahmen in einer Klinik. «Es muss in einem Text, in dem es um die Verantwortung einer Chefärztin geht, möglich sein, deren Funktion zu nennen», so der Presserat.

Der Beschwerdeführer hatte ebenfalls gerügt, im Bericht sei die Unschuldsvermutung verletzt worden und es sei negativ kommentierend über die Chefärztin geschrieben worden. Der Text in den «Glarner Nachrichten» sei eine Vorverurteilung. Auch in diesen Punkten weist der Presserat die Beschwerde ab, im Text würden Fakten ausgebreitet, er sei nicht kommentierend geschrieben.

Eine Busse von 1000 Franken

Die Chefärztin stand vor bald einem Jahr vor Gericht, weil sie in der Rehaklinik in Braunwald die Coronaschutzmassnahmen nur mangelhaft umgesetzt haben soll. Die Glarner Staatsanwaltschaft hatte deswegen per Strafbefehl eine Busse von 1000 Franken ausgesprochen. Die Ärztin zog den Fall an das Kantonsgericht, welches die Busse kürzlich bestätigte. Inzwischen ist der Fall beim Obergericht hängig, weil die Ärztin das Urteil des Kantonsgerichts nicht akzeptiert hat.

Laut der Staatsanwaltschaft hat es die Chefärztin unterlassen, die Maskenpflicht für das Personal und die Patienten und Patientinnen durchzusetzen. Ausserdem seien keine Zugangsbeschränkungen für Besucher verfügt worden, und im Gastrobereich und an der Rezeption sei die Abstandsregel nicht eingehalten worden.

Die Verteidigung der Chefärztin forderte vor Gericht einen Freispruch. Sie brachte vor, die Ärztin habe nicht gewusst, dass sie für die Umsetzung der Coronaschutzmassnahmen zuständig gewesen sei. Sie habe weder vorsätzlich noch fahrlässig gehandelt. Das Gericht kommt allerdings zum Schluss, es sei Sache der Chefärztin gewesen, die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Massnahmen zu schaffen und allenfalls andere Personen mit der Aufgabe zu betrauen. Die Chefärztin sei das einzige Kadermitglied gewesen, das jeden Tag in Braunwald anwesend gewesen sei, «weshalb sie sich ihrer Verantwortung bewusst war oder dies zumindest hätte sein müssen», so das Gericht. Sie habe durch ihr Verhalten eine Vielzahl von Personen einer gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt.

Ein neuer Job

Kurz nach dem Prozess vor dem Kantonsgericht erklärte die Betreiberin der Rehaklinik Braunwald, die Firma Zurzach Care in Bad Zurzach, die Chefärztin verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Die Frau arbeitet inzwischen als Chefärztin Psychiatrie in einer anderen Schweizer Privatklinik.

Das ist der Presserat

Der Schweizer Presserat dient dem Publikum und den Medienschaffenden als Beschwerdeinstanz. Er wacht über die Einhaltung des für alle Journalisten gültigen Journalistenkodexes, der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten». Der Presserat nimmt auf Beschwerde hin oder von sich aus Stellung zur journalistischen Berufsethik. Beschweren kann sich jedermann, das Verfahren ist kostenlos. Die Träger des Presserates sind die Journalistengewerkschaften, der Verlegerverband, die Konferenz der Chefredaktoren und die SRG.www.presserat.ch

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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Sehr geehrter Herr Fischli
Die Klinik war und ist ja nicht im Besitz der dazumaligen Chefärztin. Soviel ich weiss, ist diese im Besitz von ZurzachCare.
Bei einer Anmeldung als Patient hat man nur Kontakt mit ZurzachCare welche auch gleich am Telefon die Bettendispo und alles andere durchführt. Auch alle Schriftlichen Unterlagen kommen von ZurzachCare.
Also wem gehört den diese Klinik ? Und wäre Verantwortlich gewesen für die ganze Umsetzung der Corona Massnahmen und deren Überprüfung vor Ort? Ich könnte mir vorstellen, dass in so einem grossen Unternehmen bestimmt jemand speziell dafür zugewiesen wurde. Also warum hat man das nicht vor dem Corona Ausbruch geprüft ? Wenn man schon der Meinung ist, dass damit „sehr lasch“ umgegangen wird ?
Aber nein, es ist einfacher eine einzelne Person an den Pranger zu stellen.
Und in diesem Fall wie
Sie darüber berichten, zweifeln Sie mit Ihren Aussagen die ganze Person der dazumaligen Chefärztin an. Da kann man nicht einfach sagen : „ ich zweifle ja nicht an der Ärztliche Kompetenz an oder ich habe dies nie mit einem Wort erwähnt… „
Es ist die ein und dieselbe Person über die Sie mit Freuden berichten wenn Sie verurteilt wurde oder eine Busse bezahlen muss. Und die ist für mich eine Hetzjagd und ein Angriff auf die Persönlichkeit der dazumaligen Chefärztin.

Sehr geehrter Herr Fischli
Ich sehe einen sehr engagierten Reporter, der über das anscheinend „lasche“ Verhalten einer Chefärztin, berichtet. Das ist Ihre Arbeit und sie versuchen diese möglichst gut zu machen.
Jedoch wollte ich Sie fragen ob Sie sich jemals Gedanken gemacht haben, was Sie damit alles kaputt machen könnten ?
Die ehemalige Chefärztin ist eine der Besten Ärzte die ich kenne. Sie übt Ihren Beruf mit viel Kompetenz und grossem Wissen auf diversen Fachgebieten aus. Der grosse Unterschied bei Ihr ist jedoch, dass Sie Menschen mit Psychischen Problemen als Menschen sieht und nicht als irre Kranke. Waren Sie selber schon mal in einer Psychiatrie ? Wissen Sie, dass es da Menschen gibt die nicht mehr wissen wie man weiterleben kann ? Die Phobien entwickelt haben ? Die Hilfe brauchen sowie auch das man an Ihn glaubt ? Das es auch viele Psychiatrien gibt, die solche Menschen einfach mit Medikamenten vollpumpen und dann ist erledigt? Immer wieder höre ich solche Vorkommnisse von Menschen die in Psychiatrien waren… Wo bleibt da die Menschlichkeit, wo die Unterstützung die man bräuchte ?
Ich weiss, dass diese Chefärztin schon vielen Menschen geholfen hat wieder Vertrauen in das eigene Leben zu haben und nicht, es beenden zuwollen, wie einige das tun…
Bitte denken Sie daran, was Sie mit all Ihren Berichten auslösen könnten…
Diese „ehemalige Chefärztin“ wie Sie immer berichten, ist eine Ärztin von der viele noch etwas lernen könnten. Und Sie wird gebraucht, immernoch, und von vielen Menschen die mit sich und dem Leben nicht mehr klar kommen.
Ich denke nicht, dass es mich auf dieser Welt noch geben würde, hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt diese tolle Ärztin kennenzulernen. Ich bitte Sie darüber mal nachzudenken und mit dieser „Hetzjagd“ aufzuhören…
Nicole K.

Sehr geehrte Frau Küderli

Vielen Dank für Ihren Kommentar! Die medizinische Kompetenz der Ärztin habe ich in meinen Artikeln ja auch mit keinem Wort angezweifelt. Es geht darin einzig um das laut dem Kantonsgericht strafbare Verhalten im Zusammenhang mit den Coronavorschriften, das die Ärztin an den Tag gelegt hat.

Wenn eine leitende Angestellte einer Klinik gesundheitsrelevante Vorschriften missachtet, ist die Berichterstattung darüber im öffentlichen Interesse. Eine "Hetzjagd", wie sie schreiben, ist es nicht. Falls das Glarner Obergericht als nächste Instanz die Ärztin freisprechen würde, würden die "Glarner Nachrichten" selbstverständlich auch darüber berichten.

mit freundlichen Grüssen

Daniel Fischli

Das interessiert die "harten Corona Hunde" wie Herrn Fischli nicht! Wenn dann die Braunwaldklinik, die zum erheblichen Teil vielleicht sogar ausschliesslich von dem schweizweiten hervorragenden Ruf dieser Chefärztin lebte, absehbar in Schieflage geraten wird, geht das Presse-Geschwafel über "Gründe" dann sicher in eine ganz andere Richtung! Etwa 100% der Massnahmen, die die Chefärztin nicht durchgesetzt haben soll, sind mittlerweile in ihrer Wirksamkeit mindestens umstritten. Hier geht es längst nicht um Gesundheitsgefährdung, sondern um die fehlende Subordination. Dass man das trotz "wir konnten es ja damals nicht besser wissen" seitens der GL Justiz durchzieht, spricht Bände!

Na großartig! Man muss den Kreis nur klein genug wählen, dann ist plötzlich jeder eine öffentliche Person! Persönlichkeitsrechte? Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Daran konnte man sich ja in den vergangenen 3 Jahren schon gewöhnen! Schon klar: die die jeden Tag in der Klinik waren, sind die Bauernopfer (besonders wenn sie den Firlefanz und die Farce der "Massnahmen" beim Namen genannt haben) und die Verantwortlichen in Verwaltung&Politik hocken im kuscheligen Homeoffice während die "Qualitätspresse" sich mit Rufmord unentbehrlich macht. Hoffentlich leben in GL nicht alle hinterm Mond!

In Anbetracht, dass weder Masken, PCR-Tests oder "C19-Impfungen" überhaupt irgend etwas gebracht haben ausser Irrtümern und Nebenwirkungen muss man im Gegenteil der Cheffärztin hoch anrechnen, dass Sie zum Schutz der Patienten und der Bevölkerung das Beste getan hat, was zu tun war

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