Die speziellen Geschichten zu sechs unveröffentlichten Bildern

Ich habe mich gefragt, wie meine erste Fotokolumne 2024 aussehen soll, und fand zuerst, dass dieser Auftakt frisch und anders werden soll. So hatte ich zwar mehrere Ideen für eine Bild-Reportage, war aber auf der Suche nach etwas anderem und Speziellem.

Dann kam mir die Idee, eine Foto­reportage mit Bildern zu machen, die 2023 nicht veröffentlicht wurden, mir aber dennoch gefallen, und zu denen ich eine kurze Geschichte erzählen kann.

Wenn ich einen Anlass an einem bestimmten Ort besuche, tendiere ich dazu, neben dem Relevanten auch Unwichtiges zu fotografieren. Ich vermute, die meisten Berufs­fotografen haben diese Ange­wohnheit. Ich habe nun die Festplatte durchforstet, auf der alle Fotos gespeichert sind, die ich im Jahr 2023 aufgenommen habe. Als Erstes stellte ich mir die Aufgabe, die Gesamtzahl all dieser Fotos zu ermitteln. Es sind 167’304 Bilder. Es war eine anspruchsvolle Aufgabe, aus dieser unglaublichen Anzahl an Fotos weniger als zehn Bilder auszuwählen. Nachfolgend erzähle ich (im Uhrzeigersinn), wie ich zum jeweiligen Sujet der ausgewählten Fotos gekommen bin und weshalb ich es fotografiert habe.

1. Die «Schnee-Kühe»

Das erste Foto mit den «Schnee-Kühen» entstand im Januar des letzten Jahres auf Mullern oberhalb von Mollis, als ich Richard Bamert, den Präsidenten von Bio Glarus, besuchte. Das Bild erinnert mich an das indische Holi Fest. An diesem begrüssen sich die Menschen, reiben sich gegenseitig mit Farbpulver ein, werfen bunt gefärbtes Wasser eimerweise von den Balkons und feiern ausgelassen mit Tanz und Musik. Auch die Kühe werden bunt bemalt.

2. Alpine Luxustoiletten

Die Toiletten auf dem zweiten Bild fand ich die luxuriösesten, die ich je in einem Berggebiet je gesehen habe. Aufgenommen wurde das Foto im Juni im Basecamp bei der Glärnischhütte.

3. Unbeschwerte Momente

Im Februar habe ich dieses Foto in einem Heim in Rüti auf­genommen. Es zeigt einen Moment im Leben von Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Ich war beeindruckt von ihrer Stärke, dass sie trotz aller Tragödien auch unbeschwerte Momente geniessen können.

4. Ein Tunnel im Glärnisch?

Dieses Foto habe ich aus einem Fenster des Bahnhofgebäudes in Glarus gemacht. Ich benutzte es lange Zeit als Hintergrundbild auf meinem Computer. Die Spiegelung auf dem Bild ähnelt einem Tunnel, welches in einen Berg verläuft.

5. Das schlafende Kind

Während eines Konzerts in Mollis im April ist dieses Bild erstanden. Es faszinierte mich wegen des Jungen, der auf dem Boden schläft. Es ist ein gutes Beispiel für die Freiheit der Kinder in der Schweiz.

6. «Seltsame» Begegnung

Im Mai ging ich mit einer Redaktorin nach Elm, um zwei Bauern zu fotografieren, die erzählten, welche Probleme ihnen der Wolf bereitet. Wir trafen uns neben einem Stall, der Ort wirkte verlassen. Während meine Kollegin mit den Bauern sprach, schlenderte ich rund um den Stall und erspähte etwas Seltsames, das neugierig seinen Kopf aus der Tür herausstreckte. Er war jedoch alles andere als seltsam, sondern «nur» ein Pferd.