×

Gemischte Gefühle bei Churer Restaurants

Die Bündner Beizen dürfen ab kommendem Montag ihren Betrieb wieder aufnehmen. Die Vorfreude ist gross. Nicht minder gross sind aber auch Unsicherheit und Skepsis, wie eine nicht repräsentative Umfrage unter Churer Restaurants zeigt.

05.05.20 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Am vergangennen Mittwoch hat der Bundesrat bekanntgegeben, dass auch Restaurationsbetriebe ihre Gaststuben am 11. Mai wieder öffnen und Gäste empfangen dürfen. Dies jedoch unter strengen Schutzmassnahmen. Der Branchenverband Gastrosuisse arbeitet an einem entsprechenden Konzept für seine Mitglieder. Mit dem Konzept ist jedoch erst im Verlauf des Dienstags zu rechnen, wie die angefragten Gastronomiebetriebe in Chur gegenüber «suedostschweiz.ch» sagen.

Während Lockdown pendente Arbeiten erledigt

Die Lockdown-Zeit haben einige der Restaurants genutzt, um Arbeiten zu erledigen, die im Normalbetrieb nicht einfach so umzusetzen sind. So hat das Restaurant «Calanda» seine Böden geölt, Sitzbänke repariert und auch die Bar abgeschliffen und neu geölt, wie Carmen Cappellini-Brunner auf Anfrage erklärt. Für Adrian K. Müller, Eigentümer des Hotels «Stern», brachte die unerwartete Zwangspause die Möglichkeit, Betriebsabläufe zu überdenken. «Wir konnten die Gästefreie Zeit so auch produktiv nutzen. Man entdeckt Chancen und Möglichkeiten und kann diese nun ausprobieren.»

Umsetzung der BAG-Massnahmen

Die Betriebe arbeiten im Moment mit Hochdruck an ihren eigenen Schutzkonzepten: «Wir warten aber auch noch auf genauere Informationen von Gastrosuisse», erklärt Stefan Mark vom Restaurant «Drei Bünde» und ergänzt, «natürlich werden wir die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit einhalten.» Dafür werden beispielsweise auch Raumtrenner aufgebaut werden. Auch im «Da Noi» werden die Schutzmassnahmen umgesetzt, wie Toni C. Foppa erklärt: «Wir werden unsere Bar nicht in Betrieb nehmen, die zwei Meter Abstand einhalten und Desinfektionsmittel sowie Masken bereithalten.» Ähnlich sieht es in den anderen angefragten Betrieben aus.

Grosse Vorfreude…

Die Vorfreude unter den Gastronominnen und Gastronomen ist gross. Antonietta Buoncore vom Restaurant «Da Mamma» freut sich sehr auf den kommenden Montag. Sie hatte während des Lockdowns zusammen mit dem «Flavour’s» und «Pur-Suisse» ein Zutaten-Take-Away-Angebot aufgebaut, bei dem Food-Boxen geliefert werden, deren Inhalte dann zuhause von den Kunden fertig zubereitet werden können. Im «Da Mamma» freut sich die Besitzerin darauf, am Montag wieder zu eröffnen, ist sich aber auch sicher, dass die Normalität nicht allzu schnell wieder Einzug halten wird. Auch im Hotel «Stern» ist man froh, ab dem 11. Mai wieder Gas geben zu dürfen, wie Müller erklärt. «Geplant hatten wir zuvor auf den 8. Juni hin, was noch vor zwei Wochen das realistische Eröffnungsdatum zu sein schien.» Im Moment stecke man mitten in den Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung kommender Woche. Auch im «Calanda», im «Da Noi», im «Metzgertor» und im «Drei Bünde» freuen sich die Besitzer grundsätzlich auf nächste Woche. Ein paar Herausforderungen gibt es aber dennoch.

…aber auch Skepsis

Die Vorgaben und die kurze Vorlaufzeit bereiten den Gastronomiebetrieben aber auch Kopfzerbrechen. Katharina Jenny vom Restaurant «Zum Metzgertor» weiss im Moment nicht, ob sie kommende Woche eröffnen können: «Wir arbeiten mit Hochdruck daran und probieren alles. Es wird aber nicht einfach.» Der Aufwand sei gross. Insbesondere die Rückvervolgbarkeit der Gäste – also das Wissen, wer wann in einem Restaurant gegessen hat – bringt zusätzlichen personellen und administrativen Aufwand mit sich. «Die Gäste müssen sich ja dann auch bei uns melden, wenn sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben und wir wiederum müssen alle Gäste informieren, die zur gleichen Zeit bei uns waren», ergänzt Jenny.

Auch Foppa hat gemischte Gefühle im Bezug auf die Lockerungen. Einerseits freut er sich, seinen Betrieb wieder öffnen zu können, andererseits machen ihm einige Punkte noch etwas Sorgen: «Restaurant ist nicht gleich Restaurant. Komplexere Abläufe in der Küche oder Menu-Zusammenstellungen lassen es für uns nicht zu, mit reduziertem Personalbestand zu starten.» Zudem sei das Durchschnittsalter der Stammkundschaft im «Da Noi» wohl höher als in einigen anderen Restaurants: «Viele unserer Stammkunden sind im Moment noch unsicher, ob sie jetzt schon auswärts essen gehen wollen und sagen uns, dass sie sich auf einen Besuch Mitte Juni freuen.» Er rechnet entsprechend auch nicht damit, schon ab nächster Woche Gewinn machen zu können. «Wir starten mit dem vollen Angebot, werden aber nach ein paar Wochen sicher Zwischenbilanz ziehen und dann entscheiden müssen, ob wir den Betrieb so weiter aufrechterhalten können.»

Der Zeitplan ist eng

Seit der Bekanntgabe der Lockerungen ist rund eine Woche vergangen. Bereits in weniger als einer Woche sollen die Gastrobetriebe wieder öffnen können und mit dem Schutzkonzept von Gastrosuisse ist erst am Dienstag dieser Woche zu rechnen. Eröffnen möchten alle Betriebe gerne. Etwas mehr Zeit wäre aber wohl allen recht gewesen. Es wird sich zeigen, ob und wie erfolgreich die rasche Lockerung für die Churer Gastronomiebetriebe über die Bühne gehen wird. Zusammenfassend ist da der Appell von Calanda-Vertreterin Cappellini-Brunner wohl sehr recht am Platz: «Ich hoffe auf das beidseitige Verständnis von Gästen und Betrieben, wenn in den Churer Restaurants nächste Woche noch nicht alles auf Anhieb reibungslos und so wie vor dem Lockdown läuft.»

David Eichler arbeitet als redaktioneller Mitarbeiter bei der gemeinsamen Redaktion von Online/Zeitung. Er ist in Laax aufgewachsen, hat in Winterthur Journalismus und Organisationskommunikation studiert, und lebt in Haldenstein. Seit 2019 schreibt er für «suedostschweiz.ch.» Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Von allen Seiten wurde bei gastrosuisse und gastro Graubünden Druck ausgeübt, dass die Beizen schneller öffnen, als vom Bundesrat vorgeschlagen. Jetzt wo die Lockerung per 11. Mai 2020 in Kraft tritt, bekunden diverse Damen und Herren plötzlich Angst.

Was soll das?

Züllig, Caluori und Co.aus der Szene haben sich für euch in Bern eingesetzt. Steht zum erreichten Wunsch und setzt die Lösung um!!! Oder habt ihr den „K“ in der Hose?

#siro

Das war ja der Wunsch des feinfühligen Herrn Casimir Platzer, Präsident Gastrosuisse dass die Restaurants unbedingt und uns Verworgen, aber subito aufgehen müssen.

Dafür hat er ja gesamtschweizerisch in allen Medien sein Riesenspektakel aufgeführt.

Avete voluto la bicicletta! Allora pedalate!

Vielen Dank für diesen Artikel. Wir führen ein kleines Hotel Restaurant und ich bin erschreckt wie die Grundrechte der Gewerbefreiheit und des Datenschutzes mit Füßen getreten werden. Wir haben zur Zeit ein Berufsverbot aufgrund von Verordnungen. Schutzkonzepte sind unlogisch und kompliziert. Wenn ein gesunder Gast bei mir spontan essen kommt muss er bei mir Daten hinterlassen, für deren Schutz ich verantwortlich bin, gleichzeitig verletze ich die Datenschutzbestimmungen der Schweiz massiv, nur weil man annimmt er könnte infiziert sein. Adieu freiheitlich, Demokratische Grundordnung. Wenn der Gast sich 1 Stunde später in der RHB ansteckt muss ich obwohl er mein Lokal gesund verlassen hat 200-300 Leute anrufen und sie bitten sich testen zu lassen. Im übrigen komme ich an alle personenbezogenen Daten mit einer Telefonnummer. Schutzmasken kosten 50 Stück 50 CHF. Soll ich also dem Gast diesen Aufwand in Rechnung stellen. Es gibt so vielen geistigen Schwachsinn gerade das ich denke es wäre besser wenn man ganz auf Gastronomie verzichtet und dem Staat mit einem gemeinschaftlich durch die Branchenverbände geführten Konkurs aufzeigt wieviele Menschen in der Gastronomie arbeiten. Schweden hat es geschafft und verhindert die zweite Welle. Liebe Bundesräte gebt einmal einen Fehler zu. Gebt eine Empfehlung an die gefährdeten Gäste heraus das sie bitte noch auf den Besuch des Restaurants verzichten sollen, nennt man Eigenverantwortung. Mitarbeiter der Risikogruppe bleiben noch auf Kurzarbeit und sonnst Normalität 98% der Infizierten bekommen nicht mehr als Grippesymtome und sind zum Schluss immun. Hört bitte auf mit dem Kasperletheater und hört auf Menschen denen Demokratie und Freiheit wichtig ist.

Mehr Kommentare anzeigen
Mehr zu Wirtschaft MEHR