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«Die Weiterbildung noch keinen Tag bereut»

Andrea Scherrer ist Studierende im Nachdiplomstudium HF Intensivpflege im zweiten Semester. Die 25-Jährige arbeitet seit August auf der IPS am Kantonsspital Graubünden und erzählt von ihrer «intensiven und speziellen Ausbildungszeit» in Zeiten der Coronakrise.

12.04.20 - 15:07 Uhr
Leben & Freizeit

«Die jetzige Situation ist schon sehr speziell, aber es ist auch eine sehr lehrreiche Zeit, die ich momentan auf der Intensivstation erlebe. Ich bin im zweiten Semester des Nachdiplomstudiums zur Fachfrau Intensivmedizin. In der Ausbildung sind wir noch nicht so weit, dass wir die Beatmung selber übernehmen können. Darum werden wir in dieser aussergewöhnlichen Zeit immer bei unserer Arbeit betreut und gut von den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen unterstützt.

Der theoretische Teil der Ausbildung ruht derzeit etwas, im Selbststudium müssen wir im Moment deutlich weniger machen und werden entlastet, was ich sehr schätze. Es hiess, wir sollen die freie Zeit geniessen und uns erholen.

Andrea Scherrer arbeitet bis zu ihrem Studienabschluss im Kantonsspital Graubünden.
Andrea Scherrer arbeitet bis zu ihrem Studienabschluss im Kantonsspital Graubünden.

Ich habe Respekt vor dem, was noch kommt. Vor allem, weil die Viruserkrankung ein schleichender Prozess ist und man sich fragt, wie es weitergeht. Dabei treten verschiedene Fragen nach dem Schutzmaterial wie Brillen, Mäntel und Handschuhe auf. Auch wenn genügend davon vorhanden ist, gehen wir im Moment damit sehr sparsam um.

Es ist aber weniger das Schutzmaterial, das mir zu schaffen macht. Viel mehr beschäftigt es mich, dass die Angehörigen von Covid-19-Erkrankten nicht bei uns auf der Station vorbeikommen können. Sie haben keine Möglichkeit, ihre Liebsten zu begleiten, ihnen beizustehen und können so kaum nachvollziehen, wie es dem Patienten geht.

Wichtig für uns als Pflegepersonal ist, die Angehörigen ständig über den Zustand auf dem Laufenden zu halten. Diese Angehörigenbetreuung ist herausfordernd, aber auch etwas sehr Schönes. Ich habe zuvor schon auf einer Palliative-Care-Station gearbeitet und dort bereits viele Gespräche mit Angehörigen geführt.

Im Sommer 2021 schliesse ich mein Studium ab. Bis dann arbeite ich sicher auf der Intensivstation in Chur. Heute war ich bereits auf der neuen Intensivstation im Haus H1, wo ich in den nächsten Tagen im Einsatz stehe. Dort liegen im Moment keine Covid-19-Patienten, diese sind alle auf der ‘alten’ IPS.

Dass ich diese Weiterbildung gewählt habe, habe ich bisher noch nie bereut. Auch jetzt, in dieser doch sehr strengen Phase nicht. Im Gegenteil: Es ist hoch spannend und eine Lebensschule.»

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