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Verjüngungskur für Kastanienselven

Die Gemeinde Bregaglia hat Ende Februar einen Kredit über 125'000 Franken genehmigt, um die Kastanienselven in der Region weiter zu verjüngen. Ein Projekt, das bereits 2015 begonnen hatte und für den Fortbestand der Kastanienselven wichtig ist.

06.04.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Die südalpinen Kastanienselven der Schweiz sind im vergangenen Jahrhundert beinahe komplett verschwunden. In der Val Bregaglia gibt es sie aber noch: Auf rund 70 Hektaren wachsen die Bäume noch bis in eine Höhe von 900 Metern über Meer, wie dem Projektbericht der Gemeinde Bregaglia zu entnehmen ist. Die Unterscheidung zwischen Kastanienwäldern und Kastanienselven ist wichtig, wie Urs Nüesch, Verantwortlicher für die Verjüngung der Selva auf Anfrage erklärt: «Selven sind Hochstammobstanlagen und immer eine Mischform aus forstlicher und landwirtschaftlicher Nutzung.»

Lange Geschichte

Eingeführt wurden die Kastanienbäume in den Südbündner Tälern vor rund 2000 Jahren von den Römern. Über Jahrhunderte galt die Kastanie im Bergell als Grundnahrungsmittel, wie es auf der Website von Bregaglia Engadin Turismo heisst. Auch wenn die Kastanie als Frucht an Bedeutung verloren hat: In Bregaglia werden die Wälder weiterhin gepflegt. So auch mit dem Verjüngungsprojekt, das seit 2015 läuft und nun seine Fortsetzung findet.

Das Verjüngungsprojekt

Die Ziele des Projekts fasst Nüesch folgendermassen zusammen: «Es geht darum, die Nachzucht von Jungpflanzen im eigenen Pflanzgarten sicherzustellen, den Baumbestand vital zu halten, lokale Kastaniensorten zu erhalten und das Wissen und die Sensibilisierung für das Thema aufrecht zu erhalten». In der ersten Projektphase von 2015 bis 2019 ging es unter anderem darum, neue und junge Kastanienbäume aufzuziehen. Dafür wurden sechs verschiedene Sorten der Art «castanea sativa» gezogen. 2019 konnten die ersten dieser Zöglinge in die Wälder verpflanzt werden, wie es im Projektbeschrieb weiter heisst.

Andere Bäume werden in den Selven nicht gepflanzt, wie Urs Nüesch weiter erklärt: «In der Regel sind andere einheimische Baumarten eine Konkurrenz und keine Unterstützung. Selbstverständlich lassen wir dort, wo keine Konkurrenz besteht andere Strauch- und Baumarten zu.»

Fällen als Ultima Ratio

Auch wenn der Begriff Verjüngung das vermuten lässt: Alte Kastanienbäume werden nicht gefällt, erklärt Nüesch: «Kastanien können uralt werden – es gibt keinen Grund, Bäume nur aufgrund ihres Alters zu fällen. Wenn diese gesund sind findet die Verjüngung durch einen Kronenschnitt statt. Es kann Sinn ergeben, eine alte Kastanie zu fällen, wenn sie in einem zu dichten Bestand steht und wenn dadurch andere Kastanienbäume gefördert werden können.» Das Fällen im Krankheitsfall sei die letzte Möglichkeit. 

David Eichler arbeitet als redaktioneller Mitarbeiter bei der gemeinsamen Redaktion von Online/Zeitung. Er ist in Laax aufgewachsen, hat in Winterthur Journalismus und Organisationskommunikation studiert, und lebt in Haldenstein. Seit 2019 schreibt er für «suedostschweiz.ch.» Mehr Infos

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