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Gemeinsam gegen Glimmstängel

Über 20 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren rauchen, zumindest gelegentlich. Ein Wettbewerb soll die Schülerinnen und Schüler motivieren, ein rauchfreies Leben zu führen - mit Erfolg.

20.11.19 - 16:00 Uhr
Leben & Freizeit
Viele Schulklassen nehmen auch dieses Jahr am Projekt «Experiment Nichtrauchen» teil.
Viele Schulklassen nehmen auch dieses Jahr am Projekt «Experiment Nichtrauchen» teil.
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Der soziale Druck, dem Zigarettenkonsum zu verfallen, ist nicht klein. Im Alter zwischen 15 und 19 Jahren lernen viele Jugendliche den Tabak kennen. Das Projekt «Experiment Nichtrauchen» der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention möchte genau dies verhindern.

Rückläufig, aber neue Produkte

«Das Hauptziel des Projektes ist es, Jugendliche für ein rauchfreies Leben zu begeistern», erklärt Markus Dick, Projektleiter des Experiments. Die Chance, dass ein 18-Jähriger, der noch nie zum Glimmstängel gegriffen hat, ein rauchfreies Leben führt, sei sehr gross.

Das Experiment Nichtrauchen gibt es schweizweit seit 20 Jahren. Die teilnehmenden Klassen verpflichten sich, während sechs Monaten rauchfrei zu bleiben. Wer dies bis zum Schluss schafft, hat die Chance, Reisegutscheine der SBB als Siegerpreise zu gewinnen. Am diesjährigen Wettbewerb des Experiments nehmen in Graubünden 103 Klassen und in Glarus 22 Klassen teil. Dieses Jahr wurde ausserdem die Grenze von einer Million Teilnehmenden geknackt.

Obwohl der herkömmliche Zigarettenkonsum leicht rückläufig ist, kommen neue Produkte, sprich Alternativen, auf den Markt. Beispielsweise E-Zigaretten und andere Heat-not-Burn-Produkte setzen teils auf modernes Marketing, welches stark auf Jugendliche abzielt. Das Experiment Nichtrauchen versuche, darüber zu informieren und Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Gemeinschaft schaffe einen Rahmen, das Thema zu behandeln und im Schulzimmer mit Jugendlichen darüber zu reden.

Der Anteil der Raucherinnen und Raucher im Alter zwischen 15 und 19 Jahren lag im Juli 2018 bei 21,1 Prozent. Der Anteil der täglichen Raucher betrug 10,7 Prozent, 10,4 Prozent waren gelegentliche Raucherinnen und Raucher. Dies besagt die Webseite der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz.

Nicht viel Überzeugungsarbeit

Projektleiter Markus Dick erzählt von Klassen, welche sofort beim Experiment dabei waren. «In den meisten Fällen sagen die Jugendlichen ‹klar, wir müssen ja gar nichts ändern dafür›.»

Auch Martina John hatte bei ihren Klassen diesen Eindruck. Sie ist Lehrerin im Oberstufenschulhaus Quader in Chur und nimmt dieses Jahr mit einer zweiten Realschulklasse am Wettbewerb teil. «Es hat keine Überzeugungskraft gebraucht», sagt sie. Im ganzen Schulhaus nehmen fünf Klassen teil.

Die Kontrolle beim Wettbewerb sei schwierig. Denn: Die Schüler können angeben, rauchfrei zu sein, ohne dass das stimmt. Das grösste Problem sieht John an einem anderen Punkt. «Viele wissen schon, was die Nachteile sind. Jeder weiss, wie schädlich und teuer Zigaretten sind. Ich glaube, vor allem der Gruppendruck ist das Problem.»

Im Schulhaus Quader gibt es in der ersten Oberstufe eine Suchtprävention im Rahmen einer Präventionswoche. Geleitet werden die verschiedenen Referate von der Suchtprävention Graubünden. Es geht darum, die verschiedenen Suchtmittel und ihre Nachteile anzuschauen.

In der Zeit zwischen der 6. und 9. Klasse kommen die meisten Jugendlichen zum ersten Mal mit Tabak in Kontakt, erklärt Markus Dick vom Experiment Nichtrauchen. Erfolgreich sei das Projekt dann, wenn das Nichtrauchen ein Thema bei allen Jugendlichen und im Schulzimmer werde. Dick nennt auch weiterhin das Ziel, noch mehr Jugendliche zu motivieren, rauchfrei zu leben, denn «Rauchfrei-Sein ist der Normalfall, nicht umgekehrt.»

Der diesjährige Wettbewerb startete am 7. November und endet am 7. Mai. Während dieser Zeit werden die Lehrpersonen zweimal kontaktiert, um zu sehen, ob sie noch dabei sind und ob die Klasse rauchfrei geblieben ist. Die Klassen, die bis am Schluss dabei sind, nehmen an einer Verlosung für 100 Reisegutscheine der SBB teil. Wie viele Klassen am 7. Mai 2020 noch dabei sind, wird sich zeigen.

Anna Nüesch ist freie Mitarbeiterin und arbeitet neben ihrem Multimedia-Production-Studium bei der Südostschweiz in den Redaktionen von Online/Zeitung und TV. Zuvor hatte sie ein Praktikum bei diesen Kanälen absolviert. Mehr Infos

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