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Von Hybridfahrzeugen, Elektro- und Biogasautos

Das Autogewerbe ist im Umbruch. Davon sind die Vertreter des Garagegewerbes wohl noch überzeugter, nachdem ihnen Christian Bach an einem Fachvortrag aufzeigte, in welche Richtung sich die Autoindustrie bewegt.

Südostschweiz
25.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Hanspeter Rennhard

Chur. – Rund 100 Personen sind am Donnerstagabend der Einladung der Autoabteilung der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz gefolgt, ein Fachreferat von Christian Bach, Leiter Verbrennungsmotoren und der Forschungs-Ingenieur bei der Empa Dübendorf (Zürich) zu besuchen. In seinem Vortrag zeigte Bach verschiedene Richtungen auf, in welche sich die verschiedenen Motorfahrzeuge künftig entwickeln könnten.Treffend die Aussage des Referenten: «Wir sind dem sogenannten Öl-Peak, also jenem Punkt, an dem die Erdölvorräte abnehmen, sehr nahe. Was den Verbrauch betrifft, muss sich die Autoindustrie deshalb noch mehr bemühen, sparsamere Fahrzeuge zu entwickeln. Und das, bevor uns die Politik dazu zwingt», zeigte sich Bach überzeugt.

«Pflästerlipolitik» bringt nichts

Spricht man vom Verbrauch eines Fahrzeugs, hängt dies stets mit dem CO2-Ausstoss desselben zusammen. Gemäss der Europäischen Union dürfen Neuwagen ab dem Jahr 2015 im Schnitt nicht mehr als 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Es besteht sogar die Absicht, diesen Wert bis 2020 auf 95 Gramm pro Kilometer zu senken. Dies aber lasse sich nicht mit «Pflästerlipolitik» erreichen, so Bach, da seien markante Eingriffe nötig.Auf diese Entwicklung wird sich die ganze Autobranche einstellen müssen – auch die Bündner Garagisten sind also betroffen. Zwar gehört die Schweiz nicht der EU an, doch empfiehlt Bach dem Schweizer Autogewerbe, in dieser Angelegenheit nicht auszuscheren. Kritisch betrachtet der Empa-Motorenchef auch die zurzeit üblichen Verbrauchsangaben der Hersteller, die er als unrealistisch und nicht erreichbar bezeichnet.Elektro- oder Hybridfahrzeuge und Autos, die mit Wasserstoff oder Brennstoffzellen betrieben werden, sind für Bach Möglichkeiten, um zu günstigerem Verbrauch zu kommen. Speziell durchleuchtete Bach am Donnerstag die Hybridautos, denen er zwar einen geringeren Verbrauch attestierte – allerdings lediglich im städtischen Bereich. Die Rekuperation bezeichnete Bach als wichtigen Punkt, um einen geringeren Verbrauch zu erreichen. Gehe es aber um grössere Strecken, die gefahren werden müssten, sehe vieles anders aus: «Hier gibt es die Energie-Rückgewinnung mittels Rekuperation nicht, deshalb bieten Hybridfahrzeuge im Überland-Betrieb und auf der Autobahn keine Vorteile.»

Längst keine «lahmen Enten» mehr

Bach betonte auch, dass es immer wichtiger wird, für welches Auto man sich bei einem Neukauf entscheidet. Er betonte, dass Autos mit kleineren Motoren geeignet seien, um den Brennstoffverbrauch zu senken. «Lahme Enten» seien diese Autos längst nicht mehr, durch die sich immer mehr durchsetzende Turboaufladung seien gute Alltagsleistungen erreichbar. Bach glaubt auch, dass Dieselmotoren bei kleinen Fahrzeugen zurückgehen, bei grösseren SUV-Fahrzeugen jedoch zum Standard avancieren werden.Wie wichtig der richtige Autokauf künftig ist, machen die Flottenkäufer vor, welche bereits heute genau evaluieren, für welches Fahrzeug man sich entscheidet. Und Bach warnt: «Wer heute ein durstiges Auto kauft, muss bei einem Eintausch in einigen Jahren damit rechnen, den Spritschlucker fast nicht mehr verkaufen zu können.»

Wie grün ist die genutzte Energie?

In wenigen Wochen werden die ersten von einem Grosskonzern gebauten Elektroautos zu den Händlern rollen. Auch das ist laut Bach eine Herausforderung für das örtliche Garagegewerbe. Insbesondere da dieses schon jetzt stöhnt, hohe Investitionen tätigen zu müssen, um diese Autos überhaupt verkaufen und warten zu können. Bach gibt diesen Stromern, zumindest in einem bestimmten Rahmen, aber eine Chance.Allerdings gehe es auch in Sachen Stromer immer um die Gretchenfrage: Wie grün ist die Energie, die genutzt wird, um solche Fahrzeuge anzutreiben? «Es ist natürlich sinnlos, Strom aus einem Kohlekraftwerk zu beziehen, das bringt in der CO2-Bilanz nichts», so Bach. Viel mehr plädiert er dafür, die Gewinnung erneuerbarer Energien zu fördern.Eine grosse Chance dafür, dass Strom als Antrieb vermehrt genutzt wird, sieht Bach insbesondere bei den Motorrollern und Kleintöffs. So verwundert es denn auch nicht, dass gleich mehrere Hersteller in nächster Zeit kleine Zweirad-Stromer auf den Markt bringen werden.Eine Lanze brach Bach zudem für die Erd- und Biogasfahrzeuge: «Sind diese zusätzlich mit der neusten Technik, also mit Turbo- und Direkteinspritzung bestückt, so gehören diese zu den verbrauchs- und CO2-freundlichsten Fahrzeugen überhaupt.»

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