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Konzepte sind da, gute Projekte noch nicht

Regierungsvertreter der Kantone Uri, Graubünden, Tessin und Wallis haben gestern an der dritten Gotthard-Konferenz in Brig-Glis im Kanton Wallis konkrete Projekte verlangt.

Südostschweiz
25.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Franz Mayr

Brig-Glis. – Die Gotthard-Konferenz, deren Ziel es ist, die gemeinsame Entwicklung der Kantone Uri, Graubünden, Tessin und Wallis in Sachen Tourismus, Energie, Verkehr und Arbeitsplätze zu entwickeln, bewege sich zu stark im theoretischen Bereich, stellte Stefan Fryberg fest. «Konzepte haben wir genug, jetzt müssen gute Projekte her», so die Forderung des Urner Regierungsrats, der sich weitere Redner uneingeschränkt anschlossen.Dass der Übergang von der Theorie zur Praxis nicht nahtlos vonstatten gehen dürfte, machte Staatsratspräsident Jean-Michel Cina deutlich. Die Idee eines zusammenhängenden Gotthard-Raumes sei weder in den Gemeinden noch in der Wirtschaft verwurzelt, so der Walliser Wirtschaftsminister. Ohne diese Verwurzelung sei es schwierig, zur Praxis überzugehen. Cina forderte deshalb eine stärkere Einbindung der Gemeinden, der Bevölkerung und des örtlichen Gewerbes: «Es muss uns gelingen, aufzuzeigen, dass die interkantonale Zusammenarbeit einen Mehrwert generiert.»Für eine bessere Kommunikation auf allen Ebenen machte sich die Bündner Standespräsidentin Christine Bucher stark. Sie zeigte sich zudem erstaunt über die eher bescheidene Teilnehmerzahl von rund 130 Personen. An der vierten Konferenz, die nächstes Jahr in der Surselva stattfinden wird, erwartet sie mindestens 300 bis 400 Teilnehmende.

Zusammenarbeit im Tourismus

Dass die oft zitierte Zusammenarbeit kein Lippenbekenntnis bleiben soll, zeigte Sibylle Bitterli auf. Die Geschäftsführerin des Gäste-Centers Obergoms im Kanton Wallis informierte über die Zusammenarbeit des Tourismusvereins Obergoms mit der touristischen Grossregion San Gottardo. Eine Arbeitsgruppe hatte zuvor die Bildung einer möglichen touristischen Grossregion San Gottardo evaluiert. Dabei ging es in erster Linie darum, zu prüfen, ob dieser bisher in viele kleine Tourismusorte aufgeteilte Raum auch gemeinsam geführt werden könnte.Der abtretende Projektleiter Jean-Daniel Mudry zog nach knapp dreijährigem Wirken eine positive Bilanz. Es sei ihm von Anfang an klar gewesen, dass die Anpassung der Strukturen über die Kantonsgrenzen hinweg viel Zeit brauche. «Die ersten Strukturen sollen 2015 zum Tragen kommen», so Mudry. Immerhin seien inzwischen die touristischen Strukturen in allen vier Kantonen im Wandel, teilweise fehle aber noch das vernetzte Denken.

Projektbezogene Arbeit begonnen

Nachdem sich die interkantonale Zusammenarbeit zunächst auf die operative Ebene beschränkt habe, sei man zu einer projektbezogenen Arbeitsweise übergegangen, berichtete «Mister Gotthard» Mudry weiter. Als Beispiel nannte er das Projekt «Alpmobil». Die Vermietung von Elektroautos zur Erkundung der Passlandschaften werde nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Sommer fortgeführt.Weiter kündigte Mudry mit dem Granfondo San Gottardo für nächstes Jahr einen Breitensportanlass für Radsportler an. Arbeitsgruppen seien zudem daran, Projekte für naturnahen Tourismus zu erarbeiten und im Hinblick auf die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels die Fahrpläne im öffentlichen Verkehr in der Gotthardregion zu optimieren. Als eines der Hauptanliegen bezeichnete Jean- Daniel Mudry schliesslich den Erhalt der Gotthard-Bergstrecke: «Dafür braucht es allerdings gute Argumente, da allein mit Unterhaltskosten von rund 50 Millionen Franken zu rechnen ist».

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