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Jazz Club Chur zieht spezielle Saiten auf

Zum Saisonstart glänzt der Jazz Club Chur mit einem musikalischen Ausnahmetalent: dem Jazzgeiger Tobias Preisig. Der Zürcher Musiker macht im Rahmen seiner «Flowing Mood»-Tour am Mittwoch Halt in der Bündner Hauptstadt.

Südostschweiz
18.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Carsten Michels

Chur. – An Lobeshymnen ist Jazzmusiker Tobias Preisig gewöhnt. Und dies nicht etwa, weil er als Geiger im Jazz-bereich ohnehin nicht viel Konkurrenz zu fürchten hat, sondern weil er schlichtweg als Könner gilt. Obwohl erst Jahrgang 1981, betonen Kritiker stets Preisigs Reife. So hob etwa das «St. Galler Tagblatt» in seiner Besprechung von Preisigs Debüt-CD hervor: «Auf 'Flowing Mood' erweist er sich als gereifter Musiker, der in sich hineinhorcht und dabei Melancholie sensibel mit Lebensfreude verbindet.» Das Album sei «ein perfektes Ganzes». Selbst die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) – keine Freundin von Jubelarien – fand beifällige Worte für Preisigs stilistischen Spagat «zwischen Blues und romantischem Schmelz». Allerdings monierte die Zeitung, dass der Geiger auf der CD manchmal etwas gar zu kontrolliert wirkt. Doch bei den anstehenden Konzerten werde sich «Gelegenheit zu mehr beherzter Spontaneität bieten», prophezeite die NZZ.

Die Geige hat in Chur Tradition

Die vorhergesagte «Gelegenheit zur Spontaneität» bietet sich Preisig in Chur am kommenden Mittwoch, wenn er auf Einladung des Jazz Clubs Chur im Hotel «Drei Könige» konzertiert. Neben Michi Stulz am Schlagzeug – der auch schon auf «Flowing Mood» mitwirkte – treten Stefan Aeby (Piano) und André Pousaz (Bass) an. Was das Geigen betrifft, kann der Jazz Club Chur auf eine üppige Tradition verweisen. Zwar sei es «nie gelungen, den legendären und für uns nie erschwinglichen Stephane Grapelli» einzuladen, lässt Club-Präsident Andrea Engi wissen. Aber dafür hätte im Lauf der Jahre eine illustre Reihe von Jazzgeigern im «Drei Könige» aufgespielt – beginnend mit Claude «Fiddler» Williams über Mark Feldman und Sara Parkins bis zu Markus Wall und Winfried Zrenner. Das Quartett um Preisig werde sein Publikum nicht nur hypnotisieren, sondern ihm manchmal glatt den Boden unter den Füssen wegziehen, verspricht Engi.

«Erstaunlicher Tiefgang»

Preisigs Churer Auftritt ist nicht sein erster in Graubünden. Bereits zweimal war er zu Gast am St. Moritzer Festival da Jazz. Dessen Intendant Christian Jott Jenny hält seinerseits grosse Stücke auf den Geiger. «Preisig ist ein absolutes Ausnahmetalent», sagt Jenny und attestiert dem Jazzmusiker einen «erstaunlichen Tiefgang für sein Alter».Bereits mit 17 Jahren machte Preisig von sich reden. Damals wurde er als erster Geiger überhaupt an der Swiss Jazz School in Bern aufgenommen. Später studierte er in Paris und New York, wo er 2002 seinen «Bachelor of Fine Arts» erlangte. Zurück in Zürich absolvierte er ein weiteres Studium an der Hochschule für Musik und Theater. Seit Jahren musiziert Preisig mit namhaften Kollegen, darunter George Gruntz, Christian Zehnder und Nik Bärtsch.

Konzert: Mittwoch, 22. September, 20.15 Uhr, Hotel «Drei Könige», Chur.

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