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Investoren sollen Tujetschs goldene Zukunft finanzieren

Die Gemeinde Tujetsch hat grosse Pläne für die Zeit nach den Neat-Bauarbeiten. Beim Kanton spricht man von guten Ansätzen. Wer die Umsetzung bezahlen wird, ist aber noch nicht geklärt.

Südostschweiz
27.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Olivier Berger

Tujetsch/Chur. – Auch wenn die Arbeiten auf der Neat-Baustelle in Sedrun nach dem Tunnel-Durchschlag Mitte Oktober noch einige Jahre andauern werden: In der Standortgemeinde Tujetsch macht man sich bereits seit längerem Gedanken darüber, was auf den durch den Bau bedingten Geldsegen folgen soll. Kommendes Wochenende stellt die Gemeinde drei mögliche Projekte vor, die der Region den touristischen Aufschwung bescheren sollen.Im Mittelpunkt stehen derzeit vor allem zwei Projekte: der Zusammenschluss der Skigebiete von Sedrun mit Andermatt im Kanton Uri und eine spektakuläre Inszenierung der Rheinquelle. Für beide Projekte ist die Planung bereits angelaufen, wie Pancrazi Berther, Gemeindepräsident von Tujetsch, betont. Am Freitag werde die Öffentlichkeit deshalb auch über den Stand der Arbeiten informiert und nicht nur über die längerfristigen Absichten.

Die Gemeinde kann nicht zahlen

Noch nicht wirklich geklärt ist dagegen, wer die beiden touristischen Grossprojekte finanzieren soll. Für Gemeindepräsident Berther ist klar, dass der Skigebiets-Zusammenschluss ein zu grosser Brocken für die Gemeinde ist. «Von uns aus könnten wir das nie finanzieren.» Berther geht sogar davon aus, dass die Gemeinde, welche heute 51 Prozent am Aktienkapital der Bergbahnen hält, ihre Beteiligung an einer künftigen gemeinsamen Bahn mit Andermatt stark wird reduzieren müssen. «Vermutlich werden wir an der neuen Bahn höchstens noch zehn Prozent halten.»Für den Löwenanteil der Finanzierung hofft Berther auf den ägyptischen Investor Samih Sawiris, wie er betont. «Ich gehe davon aus, dass er, andere private Investoren und eventuell die Banken die Mittel aufbringen werden.» Tatsächlich ist Sawiris' Firma Orascom Development bereit, in die Verbindung zu investieren, wie Verwaltungsratsmitglied Franz Egle betont. «Wir haben immer gesagt, dass wir uns auch finanziell an diesem Zusammenschluss beteiligen werden. Wir arbeiten konkret auf die Skigebiets-Verbindung hin.»Auch die geplante Inszenierung der Rheinquelle, von welcher sich Berther internationale Ausstrahlung verspricht, will die Gemeinde nicht im Alleingang finanzieren. «Das ist nicht unsere Aufgabe», sagt Berther. Für die Weiterführung der Arbeiten hat das Stimmvolk allerdings einen Kredit von 300 000 Franken bewilligt. «Die eigentliche Umsetzung sollen dann aber Sponsoren und Investoren bezahlen», so Berther. Er gehe davon aus, dass das «sehr spezielle Projekt bei der Wirtschaft auf Interesse stossen wird».Inzwischen hat die Gemeinde für die Rheinquellen-Inszenierung einen Projektleiter engagiert, welcher sich auch um mögliche Geldgeber kümmern soll. Gespräche mit der Wirtschaft und Privaten seien bereits im Gang, so Berther. «Wir haben das ganze Projekt wirklich professionell aufgezogen.» Einen ersten Teilerfolg kann Sedrun bereits verzeichnen: Am 14. Oktober wird der Leuchtturm, ein Teil der Rheinquellen-Inszenierung, offiziell eröffnet.

Der Kanton zahlt nicht alles

Beim Kanton sieht man die Bemühungen der Tujetscher um die wirtschaftliche Zukunft mit Interesse, wie Eugen Arpagaus, Vorsteher des kantonalen Amts für Wirtschaft und Tourismus, bestätigt. «Auch die vorgeschlagenen Projekte gehen für uns in die richtige Richtung.» Es gehe nun aber darum, diese weiter zu konkretisieren, damit auch über die Kosten für Bau und Betrieb Klarheit herrsche.Dass der Kanton sich massgeblich finanziell an den Projekten beteiligen wird, glaubt Arpagaus eher nicht. «Das ist nicht Sache der öffentlichen Hand, sondern von Privaten.» Der Bund, der Kanton und die Gemeinde sollten lediglich unterstützend mitfinanzieren. «Und das auch nur, wenn klar ist, dass die Projekte längerfristig einen Nutzen bringen.»

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