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Grosse Ehre für einen stillen Schaffer hinter den Kulissen

Die Bündner Regierung vergibt den diesjährigen Bündner Kulturpreis an Georg Jäger. Der Churer Historiker wird für seine ausserordentlichen Leistungen für die Bündner Kulturforschung gewürdigt.

Südostschweiz
24.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Valerio Gerstlauer

Chur. – Es sei schon überraschend, dass ein Historiker mit dem Bündner Kulturpreis ausgezeichnet werde, sagte Georg Jäger gestern gegenüber der «Südostschweiz», nachdem er fünf Minuten zuvor von seiner Wahl erfahren hatte. Denn die Geisteswissenschaften würden in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so stark wahrgenommen, wie dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall gewesen sei.Man kann sich denken, dass die Bündner Regierung den mit 30 000 Franken dotierten Preis nicht an einen x-beliebigen Historiker vergeben hat. Der Kanton würdigt Jägers vielfältige Tätigkeiten zu Gunsten der Identität und Kultur der Walser Graubündens sowie seine ausserordentlichen Leistungen für die Bündner Kulturforschung, wie es in einer Mitteilung der Standeskanzlei heisst. Was alles hinter dieser kurzen Erklärung steckt, zeigt ein Blick auf den Lebenslauf des 67-Jährigen.In Graubünden wird Jäger zumeist als unermüdlicher Schaffer hinter den Kulissen wahrgenommen. Dieser Eindruck ist vor allem zwei wichtigen Stationen in Jägers Karriere geschuldet: dem Präsidentenposten in der Walservereinigung Graubünden (1976 bis 1996) und dem Aufbau des Vereins für Bündner Kulturforschung ab 1985. «Ich bin nicht unbedingt einer, der selbst viel publiziert hat», meinte Jäger. Ihm habe immer die institutionelle Arbeit am Herzen gelegen, die Förderung von Projekten sowie die nationale und internationale Vernetzung der von ihm geführten Institutionen.

Ein Lehrer auf «Abwegen»

Sein «Handwerk» lernte der in Tschiertschen aufgewachsene Jäger beim Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich. 1976 doktorierte er zum Thema «Aspekte des Krieges und der Chevalerie im 14. Jahrhundert in Frankreich» und übersiedelte drei Jahre später nach Chur. Bereits ab 1973 arbeitete Jäger dort als Hauptlehrer an der Bündner Kantonsschule, dem Bündner Lehrerseminar und der Pädagogischen Hochschule. Mit der Berufung zum Präsidenten der Walservereinigung Graubünden 1976 startete er seine zweite Laufbahn als «Architekt» von Kulturinstitutionen. Ihm gebührt das Verdienst, eine professionelle Infrastruktur für die Kulturförderung in den Walsergebieten aufgebaut zu haben.1985 war Jäger Mitbegründer und Vizepräsident des Vereins für Bündner Kulturforschung, seit 1990 fungierte er als Geschäftsführer des Vereins. In dessen Auftrag baute er in Chur eine Forschungsstelle auf. 2002 folgte dann die Gründung des Instituts für Kulturforschung Graubünden (IKG), das er bis Mitte des vergangenen Jahres leitete, und dem er noch heute als Berater zur Seite steht. Das IKG führt Projekte im Bereich der Alpenforschung durch, die Graubünden betreffen. Bisherige Schwerpunkte sind Arbeiten zur Geschichte Graubündens und des benachbarten Alpenraums sowie Projekte zur Mehrsprachigkeit.

Bescheidener Herausgeber

Auch als Herausgeber zahlreicher Publikationen der Forschungsstelle des Vereins für Bündner Kulturforschung machte sich Jäger einen Namen – oder eben nicht. Auf vielen der edierten Werke ist er nämlich nirgends namentlich erwähnt. Das sei wohl unüblich, gestand Jäger. Nur, er habe darauf nie besonderen Wert gelegt.Unprätentiös gibt sich Jäger auch in Bezug auf seine persönlichen Projekte, die er nach dem Ausscheiden aus der regulären Arbeitswelt verfolgt. Es gebe da schon einiges, womit er gerade beschäftigt sei, meinte Jäger lapidar. Um auf Nachfrage eine ganze Liste von Projekten aufzuzählen ...

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