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Das verzwickte Menschsein zwischen Geburt und Jenseits

Das Theater Muntanellas hat am Samstag gemeinsam mit dem romanischen Teater Val Alvra in der Klinik Beverin zwei Einakter zur Aufführung gebracht. Beide thematisieren Leben und Sterben und das menschliche Dasein.

Südostschweiz
20.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Maya Höneisen

Cazis.- Die Vielsprachigkeit des Kantons Graubünden auf die Bühne zu projizieren war schon immer ein Anliegen des Theater Muntanellas. So auch am Samstag in der Klinik Beverin, wo Regisseur Philipp Lenz zwei Stücke zeigte, die sich um Leben und Sterben drehen.«Wenn das Leben die Rose ist, dann muss der Tod die Krone sein», sprach am Ende des Einakters «Zur Rose und Krone» von John Boynton Priestley (1894-1984) der Vertreter des Todes (Lucretia Curtins-Sigron). Ein aufmerksames Publikum folgte dem Spiel, welches in einer Londoner Kneipe seinen Lauf nimmt. Dort treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander, um über ihr Leben nachzudenken. Dies tun sie nörgelnd, gehässig, selbstmitleidig und scheinbar desinteressiert. Da ist Edward Stone (Gion Pfister), der unaufhörlich meckert und seine Meinung lauthals zu Gehör bringt, neben ihm Bertha Reed (Daniela Calörtscher), keifend und jammernd. Dazu gesellen sich ein jung verheiratetes Paar, Percy (Simon Sprecher) und Ivy (Nina Arigoni), schüchtern und um Harmonie bemüht, und die desillusionierte, alte Mutter Peck (Annalisa Halter-Gabriel). Als Einziger begegnet Harry Tully (Luca Maurizio) dem eigenen Leben positiv.

Ein bedrückender Totentanz

Es entwickelt sich ein Streit, in dem Nörgelei, Selbstmitleid und Frustration die Hauptrolle spielen – bis zum Auftreten des Abgesandten des Todes, der an diesem Tag seine Quote noch nicht erfüllt hat und auf der Suche nach einem weiteren Opfer ist. In diesem Moment verändert sich die Haltung der Figuren dramatisch. Die Gleichen, die noch vor wenigen Minuten bereit waren, ihr armseliges Leben wegzuwerfen, klammern sich plötzlich an dessen Erbärmlichkeit und lauern darauf, dass sich ein anderer freiwillig opfert. Um die Entscheidung herbeizuführen, dreht der Tod die Uhr zurück.Regisseur Lenz legte dazu einzelne bereits gespielte Szenen übereinander und liess andere nochmals nachspielen. Er führte damit eine Verdichtung herbei, die den Inhalt und die Aussage des Stücks nochmals intensivierte. Schliesslich ist nur einer bereit, sein Leben aufzugeben. Harry Tully folgt dem Tod mit den Worten: «Ich habe mein Leben genossen, mir macht es weniger aus als euch.» Gelungen sind in dieser Inszenierung nicht nur die charakteristisch passende Besetzung der einzelnen Rollen und deren Umsetzung durch die Schauspieler, sondern auch die Dreisprachigkeit. Romanisch, Italienisch und Deutsch gingen lückenlos und harmonisch ineinander über.

Zwei verlebte Leben

Vorgängig zum Schauspiel von Priestley führte das Teater Val Alvra das Zweipersonenstück «La Glianga» der 1927 geborenen israelischen Autorin Shulamit Arnon auf. Zwei ältere Frauen treffen sich, um gemeinsam das Weihnachtsmenü zu planen. Sie verlieren sich dabei immer wieder in der Vergangenheit. In dem nur rund 20 Minuten dauernden Stück zeigten die beiden Protagonistinnen Erika (Daniela Calörtscher) und Gerda (Ingrid Schneider) unter der Regie von Philipp Lenz in einem einfühlsamen Spiel das verlebte Leben und die Einsamkeit zweier Frauen. Wie auch beim Stück von Priestley stellte das zurückhaltend gestaltete Bühnenbild von Christina Luzzi Handlung und Figuren in den Vordergrund. Dem in Surmiran gespielten Stück wurde eine deutsch sprechende Kommentatorin (Katja Augustin) zur Seite gestellt. Leider ist diese Sprachbrücke im vom Schlagabtausch und Dialog lebenden Stück nicht ganz gelungen.

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