Pro und Contra: Sport über den Mittag – ja oder nein?

Pro – Roman Michel

Wie lässt sich im Büroalltag am besten den Kopf durchlüften? Achtung Wortwitz: an der frischen Luft. Ja, ich bin einer dieser Mittags-Jogger. Dieser asozialen Typen, die ihre Büro-Gspänli in der Mittagspause alleine in der Kantine lassen. Halt! Um dieses Vorurteil gleich mal aus dem Weg zu räumen: Joggen lässt sich ganz gut auch zu zweit. Meine Erfahrung: Fern vom Büro, draussen in der Natur, lernt man den Arbeitskollegen oft besser und von einer anderen Seite kennen als im lärmigen Kantinenraum. Und noch ein kleiner Tipp: Wählt doch einen leicht schnelleren Joggingpartner aus für die Mittagsrunde – so verschiebt man die eigenen Grenzen.

Aber zurück zum Kopfdurchlüften. Kennen Sie diese Büromorgen: Mail hier. Telefon da. Gespräch mit dem Chef noch zwischendrin. Da hilft auch der Gang zur Kaffeemaschine nichts mehr (und der hilft sonst eigentlich immer). Was hilft: Der Gang nach draussen. Laufschuhe an. 

Sportkleider an. Schon nur das hilft. Und dann: In den Wald. An den Rhein. Wo auch immer, Hauptsache: in die Natur. Das Mail hier ist plötzlich weg. Das Telefon da auch. Und das Gespräch mit dem Chef sowieso. Ich freue mich über die Schafherde, die gemütlich ihr Mittagessen verspeist. Über die Farben. Die Düfte. Und bin sofort weiter weg vom Büro als die fünf Kilometer, die ich bislang zurückgelegt habe. Am Ende sind es manchmal sieben Kilometer. Manchmal zehn. Ein Marathon muss es ja nicht sein über den Mittag. 

Am Ende ist übrigens nicht bloss der Kopf durchgelüftet. Sondern der ganze Körper. Wir sind eine Sitzgesellschaft. Wir hocken auf dem Arbeitsweg. Im Büro. Über den Mittag. Wieder im Büro. Zu Hause vor dem TV. Da schadet die Bewegung ganz sicher nicht. 

«Ich geh dann am Abend», sagen meine Kollegen oft, ehe sie ihren Dürüm zum Zmittag verspeisen. Schön. Aber: Wetten, dass nach Feierabend irgendwas dazwischen kommt? Darum gehe ich über den Mittag. Und wenn ich abends nochmals Lust auf Sport habe? Dann mache ich noch eine Kraft- oder Yogaeinheit.  

Contra – Stefan Salzmann

Sport über den Mittag? Nein danke. Denn das Wort Mittag sagt es ja schon. Es steht im Zusammenhang mit einer Pause, die dafür da ist, um durchatmen zu können. Für mich ist es ein Ausruhen nach einem strengen Arbeitsmorgen. Kurzzeitig runterkommen, den Kopf lüften und auf andere Gedanken kommen. 

Wenn ich Bewegung über den Mittag brauche, dann ist es ein Spaziergang an der frischen Luft. Denn der Mittag dient auch zum Essen und zum Austausch mit Arbeitskolleginnen und -kollegen. Für mich ist also klar: Der Mittag soll für mich Erholung bieten, damit ich danach mit neuer Energie und bestens aufgeladenen Batterien in den Arbeitsnachmittag starten kann. Dafür nutze ich meine Pause und für nichts anderes.

Es ist nun aber nicht so, dass mir die sportliche Betätigung egal wäre. Ich mache durchaus Sport, es muss aber definitiv nicht über den Mittag sein, wo ich aufgrund des knappen Zeitfensters sowieso gestresst wäre. Aus meiner Sicht ist das keine gute Ausgangslage, um sportliche Fortschritte zu erzielen. Die Trainingseinheit folgt bei mir eher am Abend. Oder wenn ich als Zeitungsproduzent erst ab dem Nachmittag bis abends spät arbeite, ausnahmsweise auch mal am Morgen. 

Ein anderer Grund, weshalb ich kein Fan von Sport über den Mittag bin? Sport ist für mich etwas, das meinen Tag abrunden soll. Wann würde dies besser gehen als am Abend, an dem ich viel weniger Gedanken an die Arbeit verschwende als über den Mittag. Sei es mit einer Velotour mit meinem Gravel Bike durch die Region, Fitnessübungen zu Hause oder Teamsportarten zusammen mit Freunden. Mit Ausnahme der Fitnessübungen eignen sich diese Trainingseinheiten definitiv besser am Abend oder auch am freien Morgen, an dem man mehr Zeit hat als nur die knapp bemessene halbe Stunde über den Mittag, die ja auch noch fürs Mittagessen herhalten soll.

Deshalb komme ich zum Schluss: Sport? Ja, aber nicht über den Mittag. Am Abend macht es viel mehr Sinn.