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Kulturbeauftragter des Kulturbüros Prättigau: «Kultur passiert überall»

Mit 20 Stellenprozent eine Einheit schaffen – ein Gespräch mit Achim Gansner, neuer Kulturbeauftragter des Kulturbüros Prättigau.

Bündner Woche
23.03.24 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Achim Gansner kümmert sich auch um das Heimatmuseum in Grüsch.
Achim Gansner kümmert sich auch um das Heimatmuseum in Grüsch.
Bild Jasmin Klucker

von Jasmin Klucker

Kultur ist vielfältig und wunderbar. Sie verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Seit diesem Jahr ist Achim Gansner, unter Aufsicht der Kulturkommission Prättigau der Verantwortliche des Kulturbüros Prättigau. Das Ziel des Kulturbüros ist es, eine Schnittstelle zwischen Kulturanbietenden, Kulturschaffenden und Kulturinteressierten zu sein. Achim Gansner versucht, Kultur zu verbinden. Seine 20 Stellenprozente werden innerhalb der Region Prättigau/Davos von allen Prättigauer Gemeinden finanziert, die Gemeinde Davos ausgeschlossen. Durch seine bisherigen Erfahrungen im Bereich Film und Grafik ist es Achim Gansner möglich, Social Media professionell zu betreuen. Das Pflegen von Medienkanälen ist wichtig, um Infos zu anstehenden Events und anderen Veranstaltungen im Tal zu verbreiten. Weitere Aufgaben des Kulturbüros Prättigau sind es, kulturelle Interessen und Strömungen in der Region zu verfolgen. Sich sowohl im Job als auch in der Freizeit für die kulturellen Angebote zu interessieren und sich mit verschiedenen Kulturschaffenden und Kulturinteressierten zu vernetzen, ist ein wichtiges Anliegen. So kann eine Einheit entstehen mit vielen individuellen Angeboten, von denen das Prättigau genügend besitzt. Nebst dem Beruf im Kulturbüro arbeitet Achim Gansner im Bereich Video/Grafik, dort arbeitet er viel an Aufträgen. Zusätzlich dazu lanciert er eigene künstlerische Produktionen und kreiert Konzepte für Filme, bei denen ihm Kreativität sehr wichtig ist. Ausserdem organisiert er Ausstellungen und ist bei interkulturellen Projekten mit dabei. In einem Gespräch im Kulturhaus Rosengarten in Grüsch erzählt er, wie er Kunst verbinden möchte und warum seiner Meinung nach Kultur überall passiert.

Herr Gansner, was bedeutet für Sie Kultur im Prättigau?

Achim Gansner: Kultur hat mich schon immer interessiert. Durch Bekannte und Freundinnen und Freunde hatte ich einen groben Überblick darüber, was kulturell im Tal geschieht. Allerdings, da ich eine Zeit lang weg war und schon immer gerne auch über die Talgrenzen hinaus gelebt habe, hat es mich eher talauswärts gezogen. Sei es für Konzerte oder andere kulturelle Veranstaltungen.

Wie kamen Sie zum Kulturbüro Prättigau?

Ich bin per Zufall auf diesen Job gestossen. Ein Kollege hat mir die Beschreibung zugeschickt und gesagt, «das wäre doch etwas für dich.» Ich habe bis dahin etwas Regelmässiges gesucht. Das aus dem einfachen Grund, da ich in meinen anderen Berufen sehr frei arbeite, was sehr schön ist. Durch diese Freiheit gibt es aber auch Zeiten, die nicht gleich ausgelastet sind wie andere. Es ist für mich ein guter Ausgleich. Durch das, dass es nur eine 20-Prozent-Stelle ist, reicht die Zeit meist nur für administrative Dinge wie den Newsletter «Kulturlupe Prättigau» zu verfassen oder Mails zu beantworten. Die Zeit, Kultur draussen aktiv wahrzunehmen, ist beschränkt. Man sollte also Interesse und eine gewisse Leidenschaft besitzen und das auch ausserhalb der Arbeitszeiten.

Stehen in Zukunft kulturelle Highlights an, bei denen Sie dabei sind oder mitwirken?

An der kürzlich durchgeführten Sitzung wurden die Gesuche besprochen, darunter war das Polenta Jam. Das neue Komitee hat auch für dieses Jahr ein Gesuch eingereicht. Zu dieser Veranstaltung habe ich einen persönlichen Bezug, da ich diese Veranstaltung damals mitgegründet und Dokumentationen für das Festival gemacht habe. In den ersten fünf Jahren war ich sehr aktiv beteiligt, jetzt beteilige ich mich mit meinen Graffitis. Es gibt natürlich noch ganz viele andere Veranstaltungen. Etwas Besonderes ist auch das geplante Volksmusikhaus in St. Antönien. Ein Ort, an dem sich alles konzentrieren kann. Wichtig ist, dass von diversen Ecken Kultur gezeigt wird.

Was bietet Ihrer Meinung nach das Prättigau an Kultur?

Die Kultur präsentiert sich in zwei Facetten. Einerseits beheimatet die kulturelle Szene im Tal die Kunst – Menschen, die sich künstlerisch betätigen und häufig durch Kulturgelder unterstützt werden. Andererseits finden wir die Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker, die eine Vielzahl wunderschöner Objekte schaffen. Oft inspiriert von der Einzigartigkeit des Prättigaus. Sei es durch die Verwendung von regionalem Holz oder Stein, Materialien, die reichlich vorhanden sind. Alle diese Arbeiten sind sehr vielfältig und die Kunstschaffenden aktiv.

Neu findet man im Kulturhaus Rosengarten eine Ausstellung, wo das alte Handwerk eines Schuhmachers gezeigt wird.
Neu findet man im Kulturhaus Rosengarten eine Ausstellung, wo das alte Handwerk eines Schuhmachers gezeigt wird.
Bild Jasmin Klucker

Aus welchem Grund treffen wir uns hier im Kulturhaus Rosengarten in Grüsch?

Es ist ein Kulturort im Prättigau. Das 500 Jahre alte Gebäude schreit nur so Geschichte. Ich fand es passender als bei mir zu Hause. Das Kulturbüro ist ein Nomade, das finde ich auch gut so. Bei der Zuständigkeit für eine ganze Region soll man unterwegs und flexibel sein. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes, in dem wir uns befinden: Es ist eines der grössten Kulturzentren im Tal und dadurch sehr wichtig. Das aktive Kellertheater befindet sich hier. So wie das Heimatmuseum vom Prättigau und das Kulturarchiv – alles unter einem Dach. Das Archiv ist beliebt, besonders bei Menschen, die nach etwas Spezifischem zum Prättigau suchen. Dinge wie zum Beispiel Sprüche, die an den Häusern abfotografiert wurden. Die Herren, die im Archiv arbeiten, haben ein riesiges Wissen und helfen immer gerne weiter. Ich bin seit Anfang des Jahres zuständig für das Heimatmuseum. Im Moment ist es eine Schauausstellung, wo nicht viel passiert. Das Letzte, was wir eingerichtet haben, war eine Schuhmacherwerkstatt, die das traditionelle Handwerk zeigt. Ein anderer Sonderraum ist dem Grenzgänger und Fotografen Andrea Vogel und der Saharaquerung gewidmet. Mein Ziel ist es, das Museum etwas mehr zu aktivieren und dort auch wechselnde Ausstellungen zu zeigen.

Welchen Stellenwert hat die Kultur im Prättigau im Moment?

Zum Teil ist es schwierig. Dadurch, dass nicht alle Gemeinden Kultur gleich stark ausleben und dieselben Ressourcen haben. Man findet überall im Tal Kultur, jedoch ist sie etwas verstreut, aus diesem Grund wäre es mein Ziel, Angebote mehr zu verbinden. Es ist ein wichtiger Schritt, um sich als Region nach aussen zu zeigen. Und sich durch diesen Zusammenhalt gemeinsam zu stärken. Ganz egal, ob eine kleine Gemeinde oder eine grosse, zusammen kann man vieles bewirken.

Was soll das Kulturbüro Prättigau bewirken?

Im Moment ist es ein Sichtbarmachen von kulturellen Angeboten im Tal. Auch der Plakatverteilservice ist dabei eine grosse Hilfe. Ebenso findet der «Kulturstammtisch Prättigau» regelmässig statt. Bei dieser Veranstaltung gibt es Gelegenheit hinter die Kulissen der Kultur im Prättigau zu blicken. Man macht Atelierbesuche und tauscht sich bei einem «Hengert» aus. Ein weiteres Anliegen ist es nicht nur sichtbar zu machen, sondern dass mehr Austausch stattfindet. Und dass das Kulturbüro Prättigau mehr als Informationsstelle genutzt wird. Egal ob es um neue Ideen von Projekten oder Veranstaltungen geht, die Menschen sollten früh auf das Kulturbüro zukommen. Es ist ein grosses Netzwerk vorhanden, das man viel öfters anzapfen und davon profitieren kann. Ich habe mit meinem Bruder, der Skilehrer ist, schon oft darüber gesprochen, wie man Sport mit Kultur verbinden könnte, weil ich finde, Kultur passiert überall. Wie wäre es mit Schneeskulpturen bei einem Skirennen oder einem Filmabend bei der Rangverkündigung, indem das Skifahren in schwarz weiss auf Leinwand gezeigt wird? Das Potenzial ist vorhanden, man muss es nur erkennen. Die Ideen sind auf jeden Fall da. So hoffe ich, dass das Kulturbüro mehr als Anlaufstelle genutzt wird für neue Ideen und Fragen zu Neuem und bereits Bestehendem.

Der nächste Kulturstammtisch findet am 25.Mai statt. Weitere Infos gibt es auf der Webseite und im Newsletter «Kulturlupe Prättigau». Mehr Informationen unter: «www.praettigau.info».

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